Die meisten Menschen, die Schuppenflechte haben, sind auch am Kopf davon betroffen. Auch diese Form der Psoriasis ist chronisch. Das heißt, man kann zwar über längere Zeit erscheinungsfrei bleiben, aber sie wird aber immer wieder auftreten. Äußerst selten gibt es Spontanheilungen. Deshalb seien Sie misstrauisch, sollte Ihnen jemand versprechen, ihre Schuppenflechte auf dem Kopf endgültig zu „heilen“.
Peinliche Schuppen
Wenn sich die Psoriasis auf der Kopfhaut ausbreitet, möchte man am liebsten jede Schuppe einzeln entfernen. Die Haut ist angespannt und stark entzündet, in schlimmen Fällen stark verkrustet. Immer wieder ertappt man sich beim Kratzen. Das Jucken geht davon selten weg, stattdessen hinterlässt man überall seine Kopfschuppen: auf der dunklen Bekleidung, dem Teppich oder dem Sofa oder am Arbeitsplatz. Vielen ist das peinlich, vor allem wenn sie angestarrt wegen der roten Flecken, die bis in die Stirn hineinragen können. Unangenehm kann es sein, wenn der Friseur einen wegen der Schuppen anspricht, weil man ihn vorher nicht informiert hat. Die Kopf-Psoriasis lässt sich schlecht verbergen. Das kann im Privatleben wie im beruflichen Alltag sehr unsicher machen.
Die Schuppenflechte auf dem Kopf kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Für alle Formen gilt, dass die Kopfhaut möglichst wenig gereizt werden darf, weil das die Psoriasis verstärken kann (Koebner- oder Rebound-Effekt). Nicht nur Kratzen ist problematisch. Man sollte seine Haare möglichst nicht heiß fönen, färben, tönen, keine Dauerwelle machen lassen oder Haarspray benutzen. Es ist nicht gut, sehr lange eine Kopfbedeckung zu tragen. Wenn Schuppen ausgewaschen werden, ist die Haut dabei möglichst sanft und nicht aggressiv zu behandeln.
Die Psoriasis auf der Kopfhaut wird in drei Schritten behandelt:
- Schuppen ablösen
- Schuppen auswaschen
- Schuppenbildung unterdrücken
1. Schuppen ablösen
Meist wird Salicylsäure (3-15%) empfohlen, entweder in Vaselin, Olivenöl oder in einer leicht auswaschbaren Salbe. Ist die Kopfhaut stark entzündet, kann Kortison oder Teer hinzugefügt werden. In weniger starken Fällen reicht es aus, Olivenöl zum Entschuppen zu nehmen. Steinkohlenteer enthält krebsauslösende Stoffe, wenn auch sehr niedrig dosiert. Es darf es nicht in der Schwangerschaft, Stillzeit oder im Säuglingsalter verwendet werden.
Es gibt Fertigpräparate, die deutlich milder und besser auswaschbar sind und sehr gut abschuppen: Die Gele Babybene® und Dermabene® enthalten Öle und Pflanzenstoffe. Der Saalux-Schuppenlöser® ist ein Gemisch aus Traubenkern- und Rizinusöl. Loyon® ist ein Silikon-Fließöl, das in die Plaques eindringt und ihren Zusammenhalt zerstört.
2. Schuppen auswaschen
Danach wird die Kopfhaut gewaschen. Zuerst lässt man ein normales, mildes Shampoo 3-5 Minuten einwirken, damit sich möglichst viele Schuppen lösen können. Dann lässt man noch einmal ein medizinisches Haarwaschmittel einwirken. Lösen Sie die Schuppen aber nicht mit Gewalt, d.h. rubbeln Sie nicht zu stark auf der Kopfhaut und meiden Sie scharfen Kämme oder Bürsten.
Oft verliert man beim Auswaschen der Schuppen deutlich mehr Haare als sonst. Das ist normal, weil Haare an den Schuppen kleben. Keine Angst, im Normalfall erneuern sich diese Haare wieder, solange die Wurzeln nicht beschädigt sind.
3. Schuppenbildung unterdrücken
Es gibt viele Möglichkeiten, die Kopfhaut zu behandeln. Bei der Psoriasis kann ein Mittel, das für einige Zeit hilft, irgendwann nicht mehr wirken. Es gibt starke und milde Präparate. Jeder Psoriatiker muss im Laufe seines Lebens ausprobieren, welchen Therapien er vertraut, welche er ausprobieren will oder welche er erneut anwenden möchte. Es gibt nicht die eine Behandlung, die für alle gleich gut ist. Grundsätzlich aber sollte man alles mit dem behandelnden Arzt besprechen. Auf jeden Fall muss der Haarboden regelmäßig, d.h. einmal wöchentlich rückgefettet werden z.B. mit Oilatum® Seife. Das ist besonders notwendig, wenn man alkoholhaltige Tinkturen (Lösungen) benutzt, weil die die Haut austrocknen.
Manchmal reicht ein Shampoo
Bei einer leichten Kopfpsoriasis reicht es oft aus, ein gutes Shampoo zu benutzen, das speziell für Psoriatiker entwickelt wurde. und z.B. Pyrithion-Zink oder Ketoconazol enthält. Außerdem gibt es Shampoos mit Steinkohle-Teer als Fertigpräparat oder als Rezeptur. Die müssen aber vom Arzt verschrieben werden. Nicht verschreibungspflichtig sind Shampoos mit schwefelhaltigem Schiefer. Die werden oft mit teerhaltigen gleichgestellt, sind aber deutlich milder.
Pech und Schwefel
Reicht das nicht aus, kann man die Kopfpsoriasis direkt mit schwefelhaltigen Schieferölen (z.B. Ichthyol® Creme, Crino Cordes®N) behandeln. Die gibt es rezeptfrei. Sie gelten als Alternative zu den verschreibungspflichtigen Steinkohlenteer-Produkten (Tarmed®, Berniter® Kopfhaut-Gel, Polytar®-Lösung, zu teuer dagegen ist Exorex®). Wenn Sie sich das Teer-Shampoo als Rezeptur in der Apotheke anrühren lassen, ist es meist billiger!
Keine Angst vor Kortison
Ist die Kopfhaut stark entzündet und hat sie viele Schuppen, werden üblicherweise erst einmal kortisonhaltige Präparate verschrieben. Die gibt es in unterschiedlichen Stärken (Wirkstoffklassen). Je nach Schwere des Befalls wird mit einem mehr oder weniger starken Kortisonpräparat behandelt. Kortison auf der Kopfhaut verursacht keine oder sehr geringe Nebenwirkungen. Trotzdem sollte man Kortison auch auf dem Kopf nicht über längere Zeit anwenden. Nach vier bis sechs Wochen ist es angebracht, allmählich zu einem anderen Wirkstoff zu wechseln („ausschleichen“). Seit Neuestem wird aber auch die Ansicht vertreten, gerade Kombinationsprodukte (Calcipotriol + das Kortison Betamethason) nicht mehr abzusetzen, sondern nur die Dosis zu verringern (z.B. 1 x wöchentlich).
Man kann den Kopf mit Tinkturen, Schäumen oder Shampoos behandeln. Die alkoholhaltige Tinktur darf auf keinen Fall auf die Gesichtshaut oder in die Augen gelangen. Schaum (Deflatop®, Clarelux®) dagegen fließt nicht weg. Mit Clobex® Shampoo lässt man ein hochwirksames Kortison kurz einwirken und wäscht es dann wieder aus. Cremes und Salben sind eher für die Nacht als Kopfpackung geeignet. Sie lassen sich nicht so leicht auszuwaschen, sind aber sehr wirkungsvoll und fetten zugleich. An den Hinterkopf kommt man mit einer entsprechenden Spiegelkonstruktion z.B. im Bad. Bequemer ist es, wenn man jemanden hat, der einem das aufträgt.
Vitamin D – Die Sonne in der Tube
Anstelle von Kortison kann man auch Vitamin-D3-Abkömmlinge auftragen: Für die Kopfhaut ist die Curatoderm® Emulsion mit dem Wirkstoff Tacalcitol sehr geeignet. Emulsion bedeutet, es ist pflegendes Fett enthalten. Der Wirkstoff Calcipotriol wird für die Kopfbehandlung nur noch in Kombination mit dem Kortison (Betamethason) angeboten. Die Präparate heißen Xamiol® oder Daivobet Gel®. Sie sind als Dauertherapie gedacht, d.h. sie sollen vorbeugend weiterhin angewendet werden, auch wenn die Kopfhaut erscheinungsfrei ist.
Kortison und Calcipotriol sollten Sie nur auf die entzündeten Stellen und nicht großflächig auf die gesamte Kopfhaut auftragen. Dazu scheitelt man das Haar abschnittsweise und behandelt nur die Psoriasis-Stellen.
Dithranol – nebenwirkungsfrei
Das älteste und weiterhin sehr wirkungsvolle Mittel ist Dithranol. Es ist der einzige Wirkstoff, von dem im medizinischen Sinne keine Nebenwirkungen bekannt sind. Trotzdem sind die Dermatologen davon abgekommen, es für die Kopfbehandlung zu Hause zu verschreiben. Die Behandlung ist nicht nur aufwendig, sondern die klassischen Dithranol-Mixturen verfärben alles, womit sie in Berührung kommen. Sollten Sie den Wirkstoff ausprobieren wollen, lassen Sie sich Micanol® verschreiben, weil das deutlich weniger färbt.
Naturheilmittel und Bestrahlung
Für nicht so hartnäckige Fälle kann man es durchaus mit Naturheilmitteln probieren. Der Wirkstoff Mahonia Aquifolium ist in zwei Cremes enthalten: zu 10% in Rubisan® und zu 1,6% in Belixos®. Sie können es auch mit Psorelia® Weihrauch-Creme oder Psorasom forte®, einer Fumarat-Creme, probieren.
Eine klassische Möglichkeit ist es, die Kopfhaut mit UVB- Licht zu bestrahlen. Die Krankenkassen bezahlen einen entsprechenden Lichtkamm, wenn der Arzt ihn verschreibt.
Innerliche Therapien
Selten werden Medikamente nur wegen einer Kopf-Pso eingesetzt: z.B. in sehr schweren, vor allem sichtbaren Fällen oder wenn zusätzlich weitere Körperareale stark betroffen sind. Eine „systemische“ Behandlung wirkt meist besser, kann aber auch Nebenwirkungen haben. Nicht viele Präparate wirken nachweislich auf die Kopfhaut. Dazu gehören im Herbst 2020 Apremilast® und die Biologika Cosentyx® und Taltz® .
Versuchen Sie es auf die sanfte Art
Grundsätzlich gilt, erst die schwächeren, nebenwirkungsärmeren Therapien auszuprobieren und nur dann zu stärkeren Mitteln zu greifen, wenn sich die Kopf-Pso hartnäckig hält. Sie müssen sehr geduldig sein, keine Angst vor Rückschlägen haben und sich bewusst sein, dass Sie vermutlich den Rest Ihres Lebens mit der Psoriasis auskommen müssen. Versuchen Sie nicht mit aller Gewalt etwas ändern zu wollen, was sich nicht völlig ändern lässt.
Einige Rezepte für den Kopf hat uns Professor Erich Schubert von der Sanaderm-Klinik verraten. Sie finden sie an dieser Stelle als PDF-Datei. Anfang 2010 wurde die Empfehlung einer Expertenkommission veröffentlicht, in welchem Fall die Kopf-Pso mit welchem Mittel behandelt werden sollte.