Private Krankenversicherung

Lohnt es sich für Menschen mit Psoriasis, von der gesetzlichen Krankenkasse in eine private zu wechseln? Welche private Krankenversicherung ist am günstigsten? Wer das herausfinden will, muss sich viel Zeit nehmen und mit den Besonderheiten der Privatversicherung vertraut machen. Es gibt 40 überregionale private Krankenversicherer. Jeder bietet rund 5.000 Tarifkombinationen an. Seit die Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen immer weiter gekürzt werden und Beiträge und Zuzahlungen steigen, boomt das Geschäft bei den Privaten. Wer berechtigt ist, sich privat zu versichern, kann sich dort „voll“ gegen Krankheitskosten absichern. Aber auch Kassenpatienten dürfen sich zusätzlich privat versichern, z.B. für bessere Krankenhausunterbringung. Fast alles ist privat zu vereinbaren. Das macht die Auswahl so kompliziert.
 
Zuerst sollten Sie herausfinden, wer seriös private Krankenversicherungen miteinander verglichen hat. Das Internet ist zwar voller Angebote. Aber Vorsicht ist geboten, weil man nie genau weiß, wer hinter diesen Vergleichen steht. Absolut seriös dagegen ist die Stiftung Warentest. Die bietet Ihnen an, ganz individuell günstige Anbieter einer privaten Vollversicherung zu ermitteln. Sie beantworten auf einem Fragebogen, welche Leistungen Sie wünschen. Jedes Familienmitglied muss einen gesonderten Bogen ausfüllen: Der erste zahlt 18 €, jeder weitere Erwachsene 13 € , Kinder 8 €. Nach drei Wochen erhalten Sie eine Liste von fünf möglichen privaten Krankenversicherungen, die als solide eingestuft werden. Auch die Verbraucherzentralen beraten Sie und bieten an, angemessene Privat-Krankenversicherungen für Sie heraus zu finden.
 
Stiftung Warentest, Computerservice „Private KV“, 10773 Berlin
 
Verbraucherzentrale Bundesverband, Markgrafenstraße 66, 10969 Berlin
 
Regelmäßig finden sich Artikel über private Krankenversicherungen in den Zeitschriften FINANZtest, Capital (ebenfalls Computeranalyse möglich) und Focus Money. Achten Sie vor allem auf Sonderhefte zu diesem Thema. Empfohlen werden private Krankenversicherer, die in der Vergangenheit ihre Beiträge maßvoll erhöht und regelmäßig hohe Rücklagen gebildet haben. Einige Vergleiche berücksichtigen zusätzlich die Anzahl der Beschwerden beim Aufsichtsamt. Es gibt Tipps, wie man mit Vertretern umgeht, was im Schadensfall zu beachten ist und wie man aus überteuerten Verträgen herauskommt. Es sind nicht immer die Großen der Branche, die empfohlen werden!
 
Vor allem private Versicherungsvertreter halten diese Computertests für fragwürdig und leicht zu manipulieren. Sie würden nicht offen legen, welches Gewicht die einzelnen Punkte haben. Nur im persönlichen Gespräch könne man herausbekommen, was ein Patient an speziellen Behandlungen oder Medikamenten benötige. Nur ein erfahrener Versicherungsagent wisse, welche Krankenversicherung die gewünschten Leistungen rechtsverbindlich erstattet. Vergleiche der Agenturen sind kostenlos. Dagegen gibt die Stiftung Warentest zu bedenken, dass Agenturen ihre Angebote ohne Nennung der Gesellschaft abgeben, manchmal ungefragt Vertreter schicken und sich vorrangig an ihrer Abschlussprämie orientieren würden. Schließlich kann mit jedem Abschluss zwischen 300 € und 2.500 € verdient werden.
 
Bei einer privaten Krankenversicherung gibt es für den Arzt keine Einschränkungen, wie viel er im Quartal verschreiben darf. Oft werden sogar naturheilkundliche Leistungen übernommen. Leistungskürzungen gibt es nicht, dafür aber Beitragserhöhungen. Die können im schlechtesten Fall das Dreifache betragen. Wenn Sie sich von den empfohlenen Versicherungen einen Tarif ausrechnen lassen, ist es meist trotz der ausführlichen Angebote nicht möglich, sie miteinander zu vergleichen. Jede Versicherung geht von einem anderen Leistungsumfang aus. Keine Versicherung rechnet unaufgefordert einen Standardtarif aus, der einer gesetzlichen Krankenversicherung entsprechen würde. Sie müssen sich das selbst aus den Unterlagen errechnen oder noch einmal die Versicherungen um vergleichbare Angebote bitten. 
 
Bevor eine Versicherung einen Vertrag mit Ihnen abschließt, will sie vorher wissen, auf welches Risiko sie sich einlässt. Ein Antragsteller muss deshalb wahrheitsgemäß Fragen nach bisherigen Krankheiten und Behandlungen beantworten. Wer etwas verschweigt, muss mit nachteiligen Folgen rechnen. Im harmlosen Fall wird die Behandlung nicht bezahlt. In anderen Fällen wird geprüft, ob bisherige Ausgaben mit der verschwiegenen Krankheit zusammenhängen. Die können dann zurück gefordert werden. Beim Krankheitsbild „Psoriasis“ leuchten für den Privat-Versicherer sofort alle Warnlampen auf, denn das bedeutet meist hohe Ausgaben. Für Psoriatiker, die sich privat versichern wollen, fordert die Versicherung immer ein Gutachten vom behandelnden Arzt an. Anhand der Selbstauskunft des Patienten und dieses ärztlichen Attestes entscheidet sie, wie mit dem Aufnahmeantrag verfahren wird. Einige Krankenversicherungen nehmen Psoriatiker erst gar nicht auf bzw. nur dann, wenn sie noch nicht stationär behandelt wurden. Die anderen erheben für Psoriatiker einen „Risikozuschlag“, der meist zwischen 30 und 80% liegt. 
 
Manche Versicherungsagenturen verhandeln mit der Gesellschaft über den Zuschlag. Andere Versicherungsvertreter bestreiten, dass Psoriatiker überhaupt einen Verhandlungsspielraum haben. Manchmal lässt eine Versicherungen auch bei chronisch Kranken über den Aufschlag mit sich reden. Zum Beispiel dann, wenn sich noch weitere Familienmitglieder privat versichern wollten. Der Versicherte kann nach §41a und §42 des Versicherungsvertragsrecht jederzeit fordern, dass der Zuschlag wegfällt oder reduziert wird. Aber nur, wenn die Krankheit auskuriert oder sich deutlich gebessert hat. Das aber kommt bei Psoriatikern fast nie vor. Für sie gilt das Prinzip „einmal Risikozuschlag, immer Risikozuschlag“. Aber es wäre riskant, eine Versicherung allein nach der Zuschlagshöhe auszuwählen. Eine Privatversicherung, die mit niedrigen Aufschlägen lockt, kann irgendwann ihre Kosten nicht mehr decken und muss die Beiträge erhöhen. 
 
Man kann für Psoriatiker nicht von vornherein sagen, ob sich eine private Krankenversicherung lohnt. Das muss in jedem einzelnen Fall genau ausgerechnet werden. Nur Beamte sind privat immer günstiger krankenversichert. Das liegt daran, dass sie von ihrem Dienstherrn einen Teil der Krankheitsausgaben als Beihilfe erhalten und sich nur noch für die Restkosten absichern müssen. 
 
Berechtigt, eine private Krankenversicherung abzuschließen sind 
 
• Arbeitnehmer, deren Einkommen über der jährlich neu festgelegten Versicherungspflichtgrenze liegen, 
• Beamte, Richter oder Berufssoldaten, 
• Selbständige oder Freiberufler, 
• Studenten und Rentner (wenn sie bereits vorher privat versichert waren). 
Bei der privaten Krankenversicherung muss sich jedes Familienmitglied einzeln versichern. Es gibt keine Familienversicherung. Der monatliche Beitrag wird nicht nach dem Einkommen berechnet. Auch wer arbeitslos ist, muss weiterhin den vereinbarten Beitrag bezahlen. 
 
Die Beitragshöhe ergibt sich aus dem 
 
• dem vereinbarten Leistungsumfang (mehr Versicherungsschutz kostet mehr) und der Höhe der jährlichen Selbstbeteiligung, 
• Eintrittsalter (Ältere beginnen mit höheren Beiträgen), 
• Geschlecht (Frauen zahlen 4050 % mehr), 
• Gesundheitszustand (mit Vorerkrankungen zahlt man einen „Risikozuschlag“ oder wird nicht aufgenommen). 
* Informieren Sie sich ausführlich, welche privaten Krankenversicherungen empfehlenswert sind und was Sie bei der Auswahl alles beachten müssen (z.B. Beitragsentwicklung, Umgang mit Altersrückstellungen). Dabei helfen Ihnen Verbraucherzentralen, Stiftung Warentest und Verbraucherzeitschriften. 
* Holen Sie sich mehrere vergleichbare Leistungsangebote ein, z.B. mithilfe von Computeranalysen oder Agenturen, die für mehrere Versicherungen tätig sind. 
* Weisen Sie die Vertreter von Beginn an darauf hin, dass Sie Psoriatiker sind. So können Sie unnötig lange Gespräche vermeiden. 
* Versuchen Sie herauszufinden, ob der Risikozuschlag für Ihre Psoriasis verhandelbar ist. Nehmen Sie einen niedrigen Aufschlag aber nicht als einziges Auswahlkriterium. 
* Überlegen Sie genau, ob Sie einen „Probeantrag“ stellen. Die Versicherungen wissen, dass viele damit testen wollen, ob sie überhaupt aufgenommen werden. Das kann eine strengere Risikoprüfung auslösen. Wenn Sie einen ganz normalen Antrag auf Versicherungsschutz stellen und der enthält später einen hohen Risikozuschlag, müssen Sie den Versicherungsvertrag nicht annehmen