Die besonders teuren Therapien und Medikamente sind für die Fälle vorgesehen, in der eine „schwere“ Psoriasis vorliegt. Wann aber handelt es sich um einen wirklich „schweren“ Fall?
Für den Dermatologen ist eine Psoriasis „schwer“, wenn sie sich auf wesentliche Teile des Körpers ausgedehnt hat und aus dicken Plaques (Schuppenkruste) oder stark entzündete Stellen besteht. Das misst man mit dem Psoriasis Area and Severity Index (PASI). Mit dem Body Surface Area (Body Surface Area) erfasst man das Ausmaß, d.h. wie viel der Körperoberfläche von der Psoriasis betroffenen ist. Die eingeschränkte Lebensqualität, d.h. das subjektive Unwohlsein wird beschrieben mit dem Dermatology Life Quality Index (DLQI).
Eine „schwere“ Krankheit hat man auch, wenn zwar „nur“ die Füße und Hände betroffen sind, man aber damit nicht oder kaum noch laufen und greifen kann. Man ist auch dann „schwer“ erkrankt, wenn man am Arbeitsplatz durch die Psoriasis deutlich eingeschränkt ist und damit rechnen muss, seinen Job zu verlieren. „Schwer“ erkrankt kann auch sein, wessen Psoriasis für andere deutlich sichtbar ist, z.B. im Gesicht oder an den Fingernägeln. Ebenso, wenn man Psoriasis im Genital- oder Analbereich hat und damit Probleme in der Partnerschaft entstehen. Wenn die Psoriasis den Patienten so stark belastet, dass es z.B. zu Selbstmordgedanken oder Trennungsabsichten führt, gilt sie ebenfalls als „schwere“ Krankheit. Es ist bekannt, dass es Beleiterkrankungen („Komorbidiäten“) der Psoriasis gibt. Wer aufgrund seiner Schuppenflechte unter weiteren schwere Krankheiten leidet, ist ebenfalls „schwer“ betroffen. Dazu gehören zum Beispiel Psoriasis Arthritis, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Herz- / Kreislauf- und Gefäß- Erkrankungen.
Psoriatiker, die weder als „behindert“ noch als „pflegebedürftig“ eingestuft werden, sollten im Einzelnen deutlich machen, wie ihre Lebensqualität dauerhaft beeinträchtigt ist:
- Wer deutlich sichtbare Plaques hat, traut sich nicht, am öffentlichen Leben teilzunehmen, weil er nicht angestarrt oder abgelehnt werden will (persönliche Beispiele aufzählen aus Beruf, Familien, Sport, Kultur, Vereinsleben, Einkaufen und Bezahlen an der Kasse).
- Wer deutlich sichtbare Plaques hat, ist gehemmt, neue Partner oder Freunde kennen zu lernen und seine sozialen Kontakte zu pflegen.
- Wessen Schuppen in Beruf und in der Öffentlichkeit auffällig herabfallen, der fühlt sich unsicher und meidet Kontakte.
- Wer unter Juckreiz leidet, schläft nachts schlecht, ist am nächsten Tag unausgeschlafen und weniger leistungsfähig bzw. macht Fehler und ist unausgeglichen.
- Wer unter Juckreiz leidet kratzt sich die Stellen blutig, versucht diese offenen Wunden zu verbergen und muss mit Infektionen rechnen.
- Wer unter Psoriasis Arthritis leidet, kann sich viel schlechter oder kaum noch bewegen, kann viele notwendigen Handgriffe im Haushalt, aber auch bei der Freizeitbeschäftigung nicht oder nur eingeschränkt unter Schmerzen ausführen.
- Wer täglich oder mehrmals in der Woche zeitintensiv seine Stellen behandelt oder zur Bestrahlung fahren muss, ist ebenfalls stark belastet, weil ihm die Zeit für andere soziale Kontakte fehlt.
Die individuelle psychische und soziale Lage („Lebensqualität“) muss vom Arzt also immer mit herangezogen werden, um zu erklären, dass es sich bei dem Patienten um einen „schweren Fall handelt. Wenn Sie Ihrem Arzt genau berichten wollen, wie Ihre persönliche Lebensqualität eingeschränkt ist, sollten Sie sich gut vorbereiten, d.h. über längere Zeit alle Punkte sammeln und aufschreiben. Man neigt dazu zu verdrängen, wie erheblich die Psoriasis ins eigene Leben eingreifen kann.