Von den 80,2 Millionen Einwohnern in Deutschland sind vermutlich 1,7 Mio. an Psoriasis (Schuppenflechte) erkrankt (2,1 %). Fast jeder von ihnen hat seine Krankheit schon mehr oder weniger erfolgreich mit UV-Strahlen behandelt. Die einen legen sich regelmäßig in die Sonne, z.B. am Toten Meer. Andere bevorzugen Bestrahlungslampen mit künstlichem UV-Licht. Unklar ist, ob eine therapeurische Bestrahlung das Hautkrebs-Risiko erhöht. Experten verweisen darauf, dass UV-Patienten nicht häufiger mit Hautkrebs auffallen würden als die Normalbevölkerung. Trotzdem wird geraten, sich nicht mehr als 50 intensiven UV-Bestrahlungen pro Jahr auszusetzen – egal ob durch künstliches oder natürliches UV-Licht. Wirkungsvolle Medikamente führen inzwischen dazu, dass die Zahl derjenigen zurückgeht, die ihre Psoriasis zeitaufwendig mit UV-Licht behandeln.
UV-Licht als Therapie
Unter UV-Bestrahlung kann eine Haut-Psoriasis gut abheilen. Die zu schnelle Zellteilung wird gehemmt, das Immunsystem wird beruhigt und die Entzündung und der Juckreiz gehen zurück. In den Hautpraxen und -kliniken werden die unterschiedlichsten UV-Therapien angeboten: UVA, UVB, PUVA, Balneo-Fototherapie, SUP, UVA1. Am verbreitesten ist UVB mit dem Schmalspektrum 311 Nanometer. Wirksamer als eine „trockene“ Bestrahlung gilt die Balneo-Fototherapie. Bei der wird vor oder während der Bestrahlung in Salzwasser gebadet. Die besten Ergebnisse dabei erzielt die PUVA-Therapie: Bevor mit UVA bestrahlt wird, erhalten die Patienten ein lichtempfindlich machendes Mittel (Psoralen).
Risiken
Ultraviolettes Licht, unabhängig ob UVA oder UVB, kann die Haut schädigen. Wie stark, hängt davon ab, wie oft, wie intensiv und wie lange man sich dem aussetzt. Es ist von der Natur nicht vorgesehen, dass wir Menschen durch Medizin, gesunde Ernährung und körperliche Entlastungen immer älter werden. Unsere Haut passt sich „evolutionär“ nicht daran an. Auch nicht daran, dass wir zusätzlich durch Freizeitverhalten oder Bestrahlung mit künstlichem Licht vermehrt UV-Strahlen aufnehmen. Im Gegenteil: Die Haut vergisst nichts und kann insgesamt nur eine bestimmte UV-Belastung verkraften.
Langfristig altert die Haut schneller durch UV-Licht, wird also trockener und faltiger und bildet Altersflecken. Darüberhinaus kann zu viel UV-Licht zu chronischen Lichtschäden (aktinische Keratosen) führen. Das sind rauhe, schuppige oder krustige Stellen, vorzugsweise im Gesicht, aber auch an Handrücken, Unterarmen, Dekolleté und Schultern. Lichtschäden haben inzwischen 50 % der Menschen über 60 Jahre, aber auch immer mehr junge Leute. Insbesondere junge Frauen sind gefährdet, wenn sie dem „Bräunungs-Wahn“ verfallen sind. In Deutschland darf man erst ab 18 Jahren ins Solarium. Lichtschäden an der Haut können selbst Schwimmer und Schnorchler bekommen, weil UVB bis zu 50 cm ins Wasser eindringt.
Jede auffällige Hautveränderung sollte vom Hautarzt begutachtet werden, denn sie kann eine Vorstufe des weißen Hautkrebs (Balasiom) sein. Das ist die häufigste Krebsart weltweit. Der bildet aber glücklicherweise, im Gegensatz zum schwarzen Hautkrebs (malignes Melanom), keine Metastasen (Tochtergeschwülste) und ist zu 95 % heilbar. Es gilt: Hautkrebs kann dann besonders gut behandelt werden, wenn er frühzeitig genug entdeckt wird.
Alle bis jetzt gemachten Aussagen gelten für hautgesunde Menschen. Eigentlich müssten Patienten, die ihre Hautkrankheit mit UV-Licht behandeln, ein höheres Krebsrisiko haben. Bestrahlungsexperten weisen aber immer wieder darauf hin, dass es keine „epidemilogischen“ Auffälligkeiten gäbe. Gerade Hautärzte würden wohl kaum ihre Patienten bestrahlen, wenn die dann nach 20 Jahren mit (schwarzem) Hautkrebs in die Praxis kämen. Das sind die Erfahrungswerte der Praktiker. Aber es gibt keine wissenschaftlichen Langzeit-Untersuchungen, ob und wie sich regelmäßige UV-Therapien beim Menschen auswirken – obgleich die möglichen Gefahren bekannt sind. Manche Ärzte meinen, dass gerade die Psoriasis-geschädigte Haut gegenüber Hautkrebs eine Schutzfunktion entwickeln würde, wenn sie bestrahlt wird. Das ist jedoch nicht erwiesen.
Besonderheit PUVA
Der Name „PUVA“ ist die Abkürzung für Psoralen + UVA. . Es handelt sich dabei um eine sehr wirksame Bestrahlungs-Therapie, deren Abheilraten mit modernen Psoriasis-Medikamenten konkurrieren kann. Wenn ein Patient aber sehr viele PUVA-Therapien erhalten hat (gesamte lebenslange Dosis von 1000 J/cm²), darf er hinterher nicht mit dem Psoriasis-Wirkstoff Ciclosporin behandelt werden. Dann nämlich hat er ein erhöhtes Risiko (insbesondere weißen) Hautkrebs zu bekommen.
Kinder bestrahlen?
Umstritten ist es, ob Kinder mit UV-Licht bestrahlt werden sollten. Von PUVA wird immer abgeraten. Aber viele Dermatologen lehnen generell eine UV-Bestrahlung für Kinder unter 10 – 12 Jahren ab. Gerade die UV-Belastung im Kindesalter wird verdächtigt, die Ursache für Hautkrebs im Alter zu sein. Andere, sehr erfahrene Bestrahlungsexperten dagegen halten sie für eine gute Möglichkeit. Es gäbe keine seriösen („evidenzbasierten“) Studien, die ein solches Verbot begründen würden. Es komme eher darauf an, ob ein Kind den Bestrahlungsablauf psychisch verkraften könne. Diese Ansicht lässt offen, ob die geforderten UV-Bestrahlungs-Studien mit Kindern überhaupt gestattet werden würden.
Bestrahlungen kontrollieren
Selten fragt ein Arzt danach wie viel künstliche und natürliche UV-Strahlung der Patient schon aufgenommen hat. Das ist kein Problem, wenn man sich immer in der gleichen Praxis bestrahlen lässt. Wer aber den Arzt wechselt, sollte schon wissen, wie oft und wie lange er sich in den letzten Jahren dem UV-Licht ausgesetzt hat. Die Idee eines Bestrahlungspasses hat sich bei Patienten und Hautärzten nicht durchgesetzt. Prof. Hans Meffert, einst Bestrahlungsexperte der Berliner Charitè, kritisierte, dass Patienten wie Ärzte mit der UV-Therapie oft zu sorglos umgingen. Als Richtwert empfiehlt er, sich nicht mehr als 50-mal im Jahr einer intensiven UV-Belastung auszusetzen – unabhängig davon ob es sich um ein Sonnenbad oder ein Bestrahlungsgerät handelt. Man müsse sich nicht so lange bestrahlen lassen, bis auch die letzten kleinen Psoriasis-Stellen verschwunden sind. Er rät dringend davon ab, vorbeugend oder „erhaltend“ zu bestrahlen.
Blaulicht
Völlig ohne UV-Strahlen und damit nebenwirkungsfrei kommt die Bestrahlung mit Blaulicht aus. Das Gerät von Philips (BlueControl) kann bisher nur bei einzelnen Psoriasis-Stellen eingesetzt werden. Es ist eher für die hartnäckigen, nach einer Therapie noch übriggebliebenen Plaques gedacht. Da ist aber durchaus erfolgreich, wie kleine Studien gezeigt haben. Ein größeres Blaulicht-Gerät für die Ganzkörperbestrahlung (DermoDyne Lichtimpfung) ist bisher nur bei der Neurodermits wirkungsvoll gewesen. Vor allem Kinder profitieren von dieser Bestrahlung ohne Nebenwirkungen. Obgleich einige Bestrahlungsexperten von diesem Prinzip überzeugt sind, gibt es bisher keine fundierten Ergebnisse bei Psoriasis-Patienten.
Patienten sollten vor Beginn der UV-Therapie mit dem Arzt absprechen, wie viel Bestrahlungen insgesamt vorgesehen sind. Ist nach der Hälfte noch kein deutlicher Erfolg zu sehen, sollte man über einen Therapie-Wechsel nachdenken.
Jeder Hautpatient, der seine Krankheit regelmäßig mit UV-Licht behandelt, sollte sich ebenso regelmäßig nach Hautkrebs untersuchen lassen. Verdächtige Stellen sollten gleich dem Arzt gezeigt werden.