Wundermittel bei Schuppenflechte

Regelmäßig wird in den Sensationsmedien berichtet, dass endlich ein Mittel oder eine Therapie gefunden sei, die die Schuppenflechte „heilt“. Es werden Psoriatiker vorgestellt, bei denen bisher kein Medikament geholfen hat und die jetzt begeistert behaupten, allein von diesem Mittel oder dieser Therapie gesund geworden zu sein. Das beeindruckt und lässt hoffen. Leider lösen sich nach einiger Zeit diese Heilsversprechen stets in Luft auf. Außer hohen Spesen ist nichts gewesen.

Versprechen Heilung

Schuppenflechte (Psoriasis) ist nach heutiger medizinischer Kenntnis (noch) nicht heilbar. Bis auf die wenigen Fälle einer Spontanheilung. Aber die Menschen können für mehr oder längere Zeit erscheinungsfrei bleiben. Trotzdem werden immer wieder „geheimnisvolle Rezepturen“ angeboten, angebliche „Doktorfische“ angepriesen oder begeistert von Aloe Vera, Schüssler-Salzen, Algen, Stutenmilch oder sogar Lavagestein geschwärmt. Viele dieser Mittel werden als „Allheilmittel“ angepriesen und sollen bei einer Vielzahl von völlig verschiedenen Krankheiten wahre Wunder bewirken. Bei klarem Verstand ist es kaum vorstellbar, dass es solch ein universell wirkendes Mittel geben soll. Aber verzweifelte Menschen lassen sich durch solche Versprechen dazu verlocken, viel Geld auszugeben. Jeder hofft, dass vielleicht doch etwas an diesen (Werbe-) Versprechen wahr ist.

Keiner dieser Anbieter darf Heilung versprechen, weil keines dieser Mittel als Medikament zugelassen ist! Die wenigsten aber halten sich an dieses gesetzliche Verbot. Sie versuchen den verzweifelten Menschen einzureden, dass es „alternative“ Mittel und Therapien gibt, die besser sind als die Schulmedizin. Auch bei der Psoriasis. Sie berufen sich auf Einzelfälle, bei denen das Produkt geholfen haben soll und behaupten, „Wer heilt, hat Recht“.

Unsere langjährigen Erfahrungen mit solchen Sensationsmeldungen sind ernüchternd; manchmal sogar erschreckend, weil es immer wieder Anbieter gibt, die mit kriminellen Methoden arbeiten.

Was hat tatsächlich gewirkt?

Nehmen wir an, die geschilderten Erfolge sind wahr. Dann ist das für den Betroffenen wie ein Wunder, und wir freuen uns für jeden, der gesund geworden ist. Aber niemand weiß genau, ob es wirklich (nur) das Mittel war, das geholfen hat. Dazu müsste man eine seriöse Studie mit einer größeren Zahl von Patienten machen. Nur, wenn sich dieser Erfolg von unabhängigen Wissenschaftlern wiederholen lässt, handelt es sich nicht um einen Einzelfall. Diesen Beweis bleiben alle, aber auch wirklich alle Anbieter schuldig, die mit ihren sensationellen Heilerfolgen prahlen.

Manchmal „helfen“ solche Mittel, weil man fest daran glaubt. Immer wieder zeigt es sich, wie beeinflussbar Menschen sein können. Da gibt man Kranken eine angebliche Wunderpille, die aber in Wirklichkeit keinerlei Wirkstoffe enthält. Trotzdem hilft sie bei einigen. So etwas nennt man einen „Placebo-Effekt“. Unglaublich, aber wahr ist, dass einige Menschen wirklich so stark zu beeinflussen sind. So erklären sich Experten, weshalb an sich wirkungslose Mittel bei einigen Gutgläubigen anschlagen. Aber eben nicht bei allen, die das Produkt kaufen.

Fachleute weisen darauf hin, dass viele Kranke erst dann zu einem „Wundermittel“ grei­fen, wenn sie schon völlig hoffnungslos sind. In dieser Lage klammert man sich manchmal verzweifelt an ein Versprechen und glaubt fest an das Mittel. Bei anderen hat die Krankheit schon ihren Höhepunkt überschritten. Medizinisch gesehen würde sie auch ohne Behandlung von allein zurückgehen. Neurodermitis z.B. geht bei den meisten nach der Pubertät allein wieder weg. Aber auch Psoriatiker stellen manchmal fest, dass ihre Hautstellen nach einiger Zeit zurückgehen, obgleich sie gar nichts dafür tun. Der Patient aber glaubt, das Mittel hätte ihm geholfen. Solange, bis die Psoriasis wieder ausbricht!

Kriminelle nutzen Verzweifelung aus

Erfolgsberichte sind nicht immer wahr, selbst wenn sie noch so eindrucksvoll geschildert werden. Wir haben Anbieter dabei ertappt, dass sie Personen als „geheilt“ vorgestellt haben, die nie in ihrem Leben Psoriasis hatten. Uns wurde ein Interferenzstromgerät zur Behandlung der Psoriasis an Händen und Füßen angeboten, das die unbedingt notwendigen technischen Werte überhaupt nicht erfüllen konnte. In mehreren Cremes und Salben war heimlich Kortison untergemischt. Kein Einzelfall ist das Produkt, für das die Barbara Herzsprung durch alle Fernsehshows und sämtliche Gesundheitsseiten der „Regenbogenpresse“ tingelte. Sie stellte ein Mittel vor, das ein altes Geheimrezept eines indianischen Medizinmannes aus einem Kaktusextrakt sein sollte. Tatsächlich aber war darin Kortison enthalten und wirkte nur deshalb. Lüge, Betrug und manchmal Kortisonschädigungen, aber ein Bombengeschäft! Tausende verzweifelter Psoriatiker hatten für 100 g der Wundercreme über 50 Euro ausgegeben. Mehrmals, weil die Wirkung nachließ, wenn man das Mittel absetzte.

Aloe Vera

Andere der angepriesenen Wundermittel sind eher harmlos. So ist zum Beispiel Aloe Vera eine alt bekannte Heilpflanze und nach dem derzeitigem Wissensstand in der äußerlichen Anwendung unbedenklich. Aber trotz über enthaltener 200 Wirkstoffe ist Aloe Vera kein Wundermittel. Man kann es gut als Hausmittel zum Beispiel gegen juckende Insektenstiche oder kleinere Wunden anwenden. Aloe-Vera-haltiges Gel „heilt“ aber nicht dauerhaft eine Neurodermitis oder Schuppenflechte. Bei schweren Erkrankungen helfen weder Aloe Vera Kapseln noch deren Saft. Als Medikament gegen Hautkrankheiten sind sie wirkungslos! Aloe ist nur zugelassen als (starkes) Abführmittel. Deshalb sollte man den Aloe Saft innerlich nur kurze Zeit zu sich nehmen.

Nur begleitend zur Therapie verwenden

Lassen Sie sich von niemandem einreden, dass eines dieser Wundermittel die Schulmedizin ersetzen könne. Wer behauptet, etwas gefunden zu haben, das eine Krankheit „heilt“, darf das nur machen, wenn er sein Mittel als Medikament zulassen lässt. Ansonsten handelt es sich nach deutschem Recht um ein Nahrungsergänzungsmittel oder ein Kosmetikum. Ein Medikament muss wissenschaftlich beweisen, dass es tatsächlich wirkt und es muss zugelassen sein. Auf keinen Fall sollten Sie sich allein auf so ein Wundermittel zur Heilung ihrer Krankheit verlassen! Reden Sie mit Ihrem Arzt über das Mittel und bleiben Sie unbedingt bei der ärztlich verordneten Therapie. Als gesunde Ergänzung zur Ernährung ist gegen viele dieser „natürlichen Stoffe“ meist nichts einzuwenden – außer des oft völlig überhöhte Preises des Produkts.

Wir sind keine Anhänger von Pharmaprodukten. Es gibt natürliche Wirkstoffe und alternative Therapien, die eine leichte Schuppenflechte lindern können. Schon bei einer mittelschweren Psoriasis bewirken sie nach unserer Erfahrung selten etwas. Völlig klar, dass man nicht gleich die stärksten Pharma-Produkte nehmen will. Allen raten wir: Wenn möglich, behandeln Sie sich erst mit dem mildesten Wirkstoff, der für Psoriasis geeignet ist. Und der wird selten aus der Pharmafabrik kommen! Aber seien sie skeptisch, wenn ein Mittel gegen „fast alle“ Krankheiten dieser Welt helfen soll.

Wie jeder chronisch Kranke hoffen natürlich auch wir, dass es einmal ein Mittel geben wird, das uns heilt. Aber genau darauf spekulieren die Hersteller solcher ,,Alternativ“‑ Rezepturen. Sie hoffen darauf, dass wir verzweifelt genug sind, damit wir unkritisch, hoffnungsvoll und leichtgläubig unser Geld ausgeben. Jeder Psoriatiker ist schon einmal so verzweifelt gewesen, dass er einige hundert Euro für alternative Mittel, Trinkkuren oder Therapien ausgegeben hat. Meist vergeblich.

Kritisch prüfen

Wir wünschen natürlich jedem Psoriatiker, dass er sein Mittel findet, um seine Selbst­heilungskräfte zu mobilisieren, damit seine Krankheit sich bessert oder abheilt. Selbst, wenn es getrocknete Spinnen wären. Aber informieren Sie sich vorher ganz genau, was Sie da schlucken oder sich auf die Haut schmieren. Die Inhaltsstoffe sollten seriös deklariert sein, z.B. durch die Analyse eines objektiven Instituts, Labors oder des TÜV. Jedes Mineralwasser muss heutzutage solche Analysen vorweisen! Lassen Sie die Finger von Produkten, wenn ein Anbieter geheimnisvoll tut und sich weigert, die Bestandteile zu nennen. Selbst, wenn Sie wissen, woraus es besteht, bedenken Sie, dass es keine unbehandelten Wirkstoffe gibt. Selbst pflanzliche Stoffe aus unkontrollierten Quellen können Gifte enthalten. Was Wirkungen im Körper erzielt, hat auch meist Nebenwirkungen. Über die sollten Sie aufgeklärt werden. Wenn Ihnen eine sensationelle Therapie gegen Schuppenflechte angepriesen wird, informieren Sie sich darüber auch aus anderen, kritischen Quellen. Zum Beispiel auf www.Psoriasis-Netz.de oder in der Fachzeitschrift „PSO aktuell“. Sie können aber auch bei uns anrufen!

Vorsicht, wenn Patient zum Händler werden soll

Einige Vertreter bieten mehr an, als nur ein Mittel, das bei Schuppenflechte helfen soll: Wer bereit ist, für das Produkt weitere Käufer zu finden und es selbst zu vertreiben, kann zusätzlich Geld damit verdienen. Genau das sind die Praktiken, vor denen jede Verbraucherzentrale warnt. In einem Schneeballsystem sollen möglichst viele Menschen in den Vertrieb einbezogen werden, um überteuerte Produkte zu verkaufen und das finan­zielle Risiko auf die Wiederverkäufer abzuwälzen. Wenn außerdem für Informationsveranstaltungen Eintrittsgeld genommen wird, sollten auch bei Ihnen alle Warnsignale auf Rot stehen!

Es gibt viel berechtigte Kritik an der sogenannten Schulmedizin. Es gibt „alternative“ Heil­methoden, die zu Unrecht schlecht gemacht oder nicht Ernst genommen wurden. Aber seien Sie misstrauisch, wenn Ihnen jemand etwas verkaufen will! Oder glauben Sie sonst auch alles, was in der Werbung behauptet wird?

Unser Fazit:

Es gibt Menschen, deren Schuppenflechte spontan verschwindet. Es gibt Mittel, die bei einigen, wenigen Psoriatikern dazu führen, dass sie völlig erscheinungsfrei oder sogar geheilt sind. Aber das sind und bleiben Einzelfälle. Für uns normale ,,Schuppies“ gibt es kein Wundermittel. Wir sollten uns darauf einstellen.

10 typische Merkmale, an denen Sie Quacksalberei erkennen können, finden Sie beim arzneitelegramm.

Risiko-Medikamente

Vorsicht, wenn Sie diese Medikamente einnehmen

Es gibt Medikamente bzw. Wirkstoffe, die man gegen eine völlig andere Krankheit nimmt, die aber die Psoriasis verstärken oder sogar erstmals zum Ausbruch bringen: 
• Alka Seltzer® (siehe Salicylate)
• Allopurinol gegen erhöhte Harnsäure bei Gicht und Nierenkrankheiten, 
• Alpha-Interferon (siehe Interferon-Alpha)
• Amiodaron® gegen Herzmuskel-Störungen,
• Azulfidine® (siehe Sulfaspyridin)
• Brom als Narkose-, Beruhigungs- und Schlafmittel, 
• Butazolidine® (siehe Phenylbutanzon)
• Chinidin gegen Herzrhytmus-Erkrankungen, 
• Chloroquin (Resoquin®) Anti-Malaria-Präparat (Einfluss auf Psoriasis bei vielen nach 2 -3 Wochen), 
• Colo-Pleon® (siehe Sulfaspyridin)
• Digoxin gegen Herzschwäche,
• Follikular-Hormone bei Erkrankungen des Eierstocks, 
• Gamma-Interferon (siehe Interferon-Gamma),
• Goldsalze gegen Rheuma, 
• Indomethazin (siehe NSR)
• Interferon- Alpha, Protein gegen Leberentzündungen (Hepatitis), Tumore und Bluterkrankungen (unter ärztlicher Kontrolle darf das Mittel auch von Psoriatikern genommen werden), 
• Interferon –Gamma gegen Osteoporose und Tumore, 
• Jod z.b. gegen Überfunktion der Schilddrüse oder radioaktive Verstrahlung, 
• Kaliumiodid / Jodtabletten (siehe Jod), 
• Lithium gegen Depressionen (Einfluss auf Psoriasis oft erst nach Monaten), 
• Morphinverbindungen gegen starke Schmerzen, 
• Novocain®, Novacaine® (siehe Procain),
• Penicillin = Antibiotika gegen bakteriell bedingte Erkrankungen, 
• Procain, Betäubungsmittel z.B. in der Zahnmedizin, Novocain®, Novacaine®, 
• Resoquin® (siehe Chloroquin)
• Salben, wenn sie zu „scharf“ sind, 
• Salicylate, gegen Schmerzen (siehe Alka Seltzer®),
• Sulfapyridin bei rheumatoider Arthrits, wirkt ähnlich wie MTX, z.B. Azulfidine® oder Colo-Pleon®, 
• Sulfonamide gegen Darmbakterien, Streptokokken und Harnwegsinfektionen, 
• Tetrazyklin, breite antibakterielle Wirkung, 
• Trazodon als Beruhigungs- und Anti-Depressiv-Mittel, z.B. Trazadon neuraxpharm®, Thombran® und Trittico®, 
• Zyklooxygenase – Hemmer (Coxibe), wie z.B. Celecoxib® und Refecoxib® bei Rheuma und Psoriasis Arthritis.
 
Bei den folgenden Medikamenten ist es umstritten, ob sie wirklich die Psoriasis verstärken bzw. zum Ausbruch bringen können:

• ACE-Hemmer bei Bluthochdruck oder Herzschwäche, z.B. Captopril, Enalapril
• Captogamma®
• Lopirin®
• Tensobon®

• NSAR (NSAID) = nicht-steroidale Antirheumatika, entzündungs- oder schmerzhemmende Mittel wie z.B. Diclofenac, Ibuprofen, Phenylbutazon,
• Indomethazin,
• Phenylbutanzon wie Ambene®, exrheudon OPT® und Butazolidine®

Bei Beta-Blockern gibt es seit einigen Jahren unterschiedliche Aussagen. Wissenschaftliche Studien gehen von aus, dass sie bei den meisten eine Schuppenflechte weder auslösen, noch verstärken. Trotzdem wird Psoriasis-Patienten empfohlen, sie möglichst abzusetzen, wenn sie allein gegen Bluthochdruck genommen werden. Unverzichtbar sind Betablocker jedoch nach einem Herzinfarkt, bei Vorhofflimmern oder bei Gefäßerweiterungen am Herzen. Wenn dann doch ein Psoriasis-Schub auftritt, könnte man sich ausschleichen und einen anderen Wirkstoff ausprobieren.
Zu den Beta-Blockern gehören
• Atenolol®,
• Metopropol®,
• Pindolol®,
• Propanolol®.
 
Nennen Sie Ihrem Arzt alle Medikamente, die Sie einnehmen. Nur er kann entscheiden, ob die enthaltenen Wirkstoffe die Psoriasis beeinflussen und welche Alternativen es gibt. 
 
Weitere Aussagen zu diesem Thema finden sich im Psoriasis-Netz.