Psoriasis (Arthritis) und Corona

  • Wer Schuppenflechte oder Psoriasis Arthritis hat, gehört nicht automatisch zur Risikogruppe, an CoVid-19 zu erkranken. Die Krankheit wird durch ein überaktives Immunsystem verursacht, nicht durch ein geschwächtes.
  • Die tatsächlichen Risikofaktoren sind Alter, Rauchen und typische Begleiterkrankungen der Psoriasis (Herz-/Kreislauf, Bluthochdruck, Diabetes, Adipositas, Fett-Leber u.ä.).
  • Innerliche Medikamente sollten nicht vorsorglich abgesetzt werden, sofern keine akute Infektion vorliegt oder Komplikationen zu erwarten sind. Denn mit dem Medikament soll verhindert werden, dass eine schwere Entzündung oder Begleiterkrankung wieder aufflammt.
  • Biologika schützen nicht vor der Infektion mit CorV-2. Nach aktuellem Wissen besteht aber kein erhöhtes Risiko. Man vermutet stattdessen, dass diese Patienten milder an CoVid-19 erkranken.
  • Schutzmaßnahmen wie Abstand halten, Hygiene beachten, Alltagsmasken tragen und gut Lüften sind einzuhalten.
  • Wer dann doch an Covid-19 erkrankt ist, kann bedenkenlos das Medikament absetzen. Das macht man z.B. bei anderen schweren Infektionen oder vor Operationen schon immer. Es ist nicht zu erwarten, dass sofort ein schwerer Schub einsetzt. Bei heutigen Medikamenten ist es kein Problem, nach einer Pause damit weiterzubehandeln.
  • Bei einigen Medikamenten muss man trotzdem genauer hingesehen:
  • Wer mi einem TNF-Alpha Blocker behandelt wird, bei dem wird Fieber (als ein Hinweis auf den Infekt) eher unterdrückt. Zu dieser Biologika-Gruppe gehören Cimzia, Enbrel (Benepali, Erelzi), Humira (Amgevita, Cyltezo, Imraldi, Solymbic), Remicade (Flixabi, Inflectra, Remsima) und Simponi. Diese Patienten sind generell etwas anfälliger für Infektionen.
  • Wer mit einem Fumarat behandelt wird (z.B. Fumaderm®, Skilarance®) sollte mit dem Arzt über häufigere Laborkontrollen reden. Das gilt, wenn unter 1000 Lymphozyten pro Mikroliter gemessen werden. Wer unter Covid-19-Verdacht steht, muss auf das Fumarat hinweisen, weil es die Lymphozytenzahl senkt. Viele an Covid-19 Verstorbene hatten eine Lymphopenie. Das Medikament sollte aber nicht abgesetzt werden, solange es stabil wirkt.
  •  Wer gegen Psoriasis Arthritis (PsA) mit einem JAK-Hemmer (Tofacitinib®) behandelt wird, ist anfälliger für Infektionen.
  • Regelmäßig eingenommene innerliche Kortisonpräparate bei Psoriasis Arthritis sind ein hohes Risiko, an CoVid-19 zu erkranken.

Zum Weiterlesen:

Was Psoriasis-Patienten zum Coronavirus wissen sollten, Psoriasis-Netz
Hemmen Psoriasis-Medikamente das Coronavirus?, Deutscher Psoriasis Bund
Entwarnung für Rheumapatienten, Pharmazeutische Zeitung
Verfahrensweise bei der Systemtherapie von Patienten mit Psoriasis während der pandemischen Phase von SARS-CoV-2 (Coronavirus), Ärztnetzwerk PsoNet

Stand: 02.05.20

Interferenzstrom

Behandlung der Psoriasis an Händen und Füßen mit Interferenzsstrom

Im Frühjahr 2000 berichteten die Medien ausführlich über eine Behandlungsmethode, mit der erfolgreich eine Schuppenflechte an Händen und Füßen (Psoriasis palmoplantaris) behandelt wurde: Interferenzstrom (IFS). Die streng wissenschaftlich abgesicherte Studie wurde damals in der Hautklinik der Uni Mannheim durchgeführt. Die Ärzte empfahlen nach langjähriger Erfahrung die IFS-Therapie für die Psoriasis an Händen und Füßen. Interferenzstrom wirke zwar auch an anderen Körperstellen. Die Methode sei dort aber den üblichen Psoriasis-Therapien nicht überlegen und außerdem zu umständlich. Danach gab es mehrere Anbieter für therapeutische Interferenzstrom-Geräte. Alle haben aber im Laufe der Jahre die Produktion wieder eingestellt. Geräte sind jetzt nur noch gebraucht zu haben.

Weil dies Methode rechtlich nicht geschützt war, haben sich die Geräte der verschiedenen Anbieter technisch unterschieden. Es konnte nie geklärt werden, ob und wie sich diese Unterschiede für den Abheil-Effekt der Psoriasis auswirken. Nur diejenigen Anbieter durften sich auf die erfolgreiche Studie berufen, deren Geräte technisch 1:1 die gleichen Werte vorweisen, wie die in der klinischen Studie benutzten.

Mit Interferenzstrom wurden zwölf Patienten behandelt, die seit mindestens einem Jahr schwer an den Händen befallen waren und durch übliche Mittel nicht erscheinungsfrei wurden. Sie mussten täglich morgens und abends jeweils sechs Minuten ihre Hände in ein Wasserbad halten. Das wurde an zwei Elektroden mit Interferenzstrom angeschlossen. Die Patienten spürten dabei ein schwaches Kribbeln auf der Haut. Nach drei Monaten zeigte sich nur bei einem Patienten keine Wirkung. Bei den anderen elf wurde das Ergebnis mit „deutlich abgeheilt“ oder „deutlich reduziert“ angegeben. Dieses Therapieergebnis hätte durch eine Langzeitstudie an einer größeren Patientengruppe abgesichert werden müssen, weil natürlich 12 Testpersonen keine seriöse Aussage zulassen. Aber aus finanziellen Gründen ist es dazu nie mehr gekommen.

Die Fachleute gingen nach langjähriger Erfahrung davon aus, dass 40 bis 50 Prozent der Patienten mit einer Psoriasis palmoplantaris durch die Interferenzstrom-Therapie erscheinungsfrei werden können. Wir haben in 2016 unser Gerät an einen interessierten Patienten abgegeben, bei dem die Therapie dann ebenfalls sehr erfolgreich war. Deshalb ist es mehr als bedauerlich, dass eine so nebenwirkungsfreie Therapieform nicht weiterentwickelt und z.B. an Krankenhäusern eingesetzt wurde.

In Karlsruhe wurde die Technik am Institut für Medizintechnik und Biophysik und in Konkurrenz dazu am Institut für Biomedizinische Technik erforscht. Man wusste schon, dass menschliche Zellen auf niederfrequenten Strom reagieren. Die Techniker wollten deshalb herausbekommen, unter welchen technischen Bedingungen Interferenzstrom erfolgreich auf die Schuppenflechte wirkt. Beide Institute kamen zu unterschiedlichen Ergebnissen und entwickelten entsprechend verschiedene Geräte. Die Patienten der klinischen Studie wurden nur mit dem Gerät des Instituts für Medizintechnik und Biophysik behandelt.

Interferenzstrom sorgt dafür, dass die Hautzellen mehr Botenmoleküle cAMP (cyclisches Adenosin-monophosphat) bilden. Das cAMP sendet an die Haut Signale aus, sich weniger zu teilen, Die überstürzte Teilung der Oberhautzellen beginnt sich zu normalisieren. Die Schuppenflechte heilt ab. Es wird vermutet, dass durch den Interferenzstrom der Haut außerdem signalisiert wird, weniger Entzündungen zu bilden.

Die Ärzte haben damals symptomfreie Pausen bis zu einem Jahr beobachtet. Sie bezeichneten die Therapie als völlig ungefährlich. Außerdem könne sie immer wieder angewandt werden. Lediglich Patienten mit einem Herzschritt-Macher waren von der IFS-Therapie ausgeschlossen.

Aber es ist nie zu einer Langzeituntersuchung gekommen, weil sich kein Geldgeber aus der Industrie dafür gefunden hat. Unabhängige Forschung ist selten geworden an den Unis. So konnte nicht herausgefunden werden, ob sich die Patienten an die IFS-Therapie gewöhnen, wenn sie sie über längere Zeit anwenden. Nützt dann eine höhere Dosis noch etwas oder schlägt die Wirkung sogar um? Man hat ebenfalls nie untersucht, ob man bei der IFS-Therapie beeinflussen kann, wie lange ein Patient erscheinungsfrei ist.

Interessierte können sich heutzutage so ein Gerät nur noch gebraucht besorgen. Neu zu kaufen gibt es das nicht mehr. Vorher sollten Sie sich mit Ihrem Hautarzt beraten.

Unsere Selbsthilfegruppe hat sich zweimal ausführlich über diese Therapie informiert. Der „Entdecker“, Professor Dertinger vom Forschungszentrum Karlsruhe war bei uns in Berlin und hat uns die Wirkungsweise erklärt.

Angeboten wurden:

  1. NEPTUN-SL ® der Firma Nemectron GmbH.Das Gerät entspricht technisch genau (1:1) den Geräten, mit denen die Studie an Patienten erfolgreich durchgeführt wurde. Der Hersteller empfahl es nicht nur für Hände und Füße, sondern auch bei großflächigem Pso-Befall am ganzen Körper. Darüber hinaus sollte es verwendet werden können z. B. für die allgemeine Schmerzbehandlung im Wirbelsäulen- und Gelenkbereich. Das Gerät kostete in 2001 knapp 1.700 Euro.
  1. IONTO ® PSO der Firma IONTO-COMED GmbH. Das Gerät wurde an dem konkurrierenden Institut für Biomedizinische Technik der Uni Karlsruhe entwickelt. Es unterscheidet sich technisch von dem ersten Gerät. Eine Studie mit Patienten gab es nicht. Es wurden, neben den Elektroden für Hände und Füße, auch solche für andere Körperpartien und den ganzen Körper angeboten. Der Hersteller empfahl das Gerät zusätzlich für eine „allgemeine Schmerzbehandlung“. Es kostete in 2001 rund 720 Euro.
  1. CellVAS® psoriasis“ kam 2005 auf dem Markt. Nach Angaben der damaligen Vertriebsfirma entspricht es technisch den Geräten, mit denen die klinische Studie erfolgreichdurchgeführt wurde. Es kostete in 2006 gut 785 €

Dr. med. Arnim Philipp hat vermutlich die längste praktische Erfahrung mit dieser Therapie. Er bedauerte, dass diese „einfache und nebenwirkungsarme Therapieform in Vergessenheit“ geraten ist. Philip ist davon überzeugt, dass Interferenzstrom bei Psoriasis an Händen und Füßen wirkt (PSO aktuell 3/2005).

Wir haben in unserer langjährigen Erfahrung folgende Faustregel entwickelt: Nicht jeder Psoriatiker spricht gleich gut auf eine Therapie oder ein Medikament an. Was dem einen hilft, kann bei dem anderen mehr oder weniger wirkungslos bleiben. Eine Behandlung, die nach sechs Wochen nicht erste sichtbare Erfolge erzielt, ist vermutlich für den Patienten nicht geeignet. Auch längeres Probieren führt dann selten zum Therapieerfolg. Moderne, innerliche wirkende Medikamente, wirken heutzutage (2018) bei deutlich mehr Patienten besser und schneller.

Trotzdem: Die Schuppenflechte an Händen und Füßen ist immer noch schwer zu behandeln. Das Medikament Otezla® (Wirkstoff Apremilast) kann einige gute Erfolge nachweisen. Auch von den neueren Biologika (IL-17- und IL 23-Hemmer) ist vermutlich eine deutliche Besserung zu erwarten.

Wie gefährlich ist UV-Bestrahlung?


Von den 80,2 Millionen Einwohnern in Deutschland sind vermutlich 1,7 Mio. an Psoriasis (Schuppenflechte) erkrankt (2,1 %). Fast jeder von ihnen hat seine Krankheit schon mehr oder weniger erfolgreich mit UV-Strahlen behandelt. Die einen legen sich regelmäßig in die Sonne, z.B. am Toten Meer. Andere bevorzugen Bestrahlungslampen mit künstlichem UV-Licht. Unklar ist, ob eine therapeurische Bestrahlung das Hautkrebs-Risiko erhöht. Experten verweisen darauf, dass UV-Patienten nicht häufiger mit Hautkrebs auffallen würden als die Normalbevölkerung. Trotzdem wird geraten, sich nicht mehr als 50 intensiven UV-Bestrahlungen pro Jahr auszusetzen – egal ob durch künstliches oder natürliches UV-Licht. Wirkungsvolle Medikamente führen inzwischen dazu, dass die Zahl derjenigen zurückgeht, die ihre Psoriasis zeitaufwendig mit UV-Licht behandeln.

UV-Licht als Therapie

Unter UV-Bestrahlung kann eine Haut-Psoriasis gut abheilen. Die zu schnelle Zellteilung wird gehemmt, das Immunsystem wird beruhigt und die Entzündung und der Juckreiz gehen zurück. In den Hautpraxen und -kliniken werden die unterschiedlichsten UV-Therapien angeboten: UVA, UVB, PUVA, Balneo-Fototherapie, SUP, UVA1. Am verbreitesten ist UVB mit dem Schmalspektrum 311 Nanometer. Wirksamer als eine „trockene“ Bestrahlung gilt die Balneo-Fototherapie. Bei der wird vor oder während der Bestrahlung in Salzwasser gebadet. Die besten Ergebnisse dabei erzielt die PUVA-Therapie: Bevor mit UVA bestrahlt wird, erhalten die Patienten ein lichtempfindlich machendes Mittel (Psoralen).

Risiken

Ultraviolettes Licht, unabhängig ob UVA oder UVB, kann die Haut schädigen. Wie stark, hängt davon ab, wie oft, wie intensiv und wie lange man sich dem aussetzt. Es ist von der Natur nicht vorgesehen, dass wir Menschen durch Medizin, gesunde Ernährung und körperliche Entlastungen immer älter werden. Unsere Haut passt sich „evolutionär“ nicht daran an. Auch nicht daran, dass wir zusätzlich durch Freizeitverhalten oder Bestrahlung mit künstlichem Licht vermehrt UV-Strahlen aufnehmen. Im Gegenteil: Die Haut vergisst nichts und kann insgesamt nur eine bestimmte UV-Belastung verkraften.

Langfristig altert die Haut schneller durch UV-Licht, wird also trockener und faltiger und bildet Altersflecken. Darüberhinaus kann zu viel UV-Licht zu chronischen Lichtschäden (aktinische Keratosen) führen. Das sind rauhe, schuppige oder krustige Stellen, vorzugsweise im Gesicht, aber auch an Handrücken, Unterarmen, Dekolleté und Schultern. Lichtschäden haben inzwischen 50 % der Menschen über 60 Jahre, aber auch immer mehr junge Leute. Insbesondere junge Frauen sind gefährdet, wenn sie dem „Bräunungs-Wahn“ verfallen sind. In Deutschland darf man erst ab 18 Jahren ins Solarium. Lichtschäden an der Haut können selbst Schwimmer und Schnorchler bekommen, weil UVB bis zu 50 cm ins Wasser eindringt.

Jede auffällige Hautveränderung sollte vom Hautarzt begutachtet werden, denn sie kann eine Vorstufe des weißen Hautkrebs (Balasiom) sein. Das ist die häufigste Krebsart weltweit. Der bildet aber glücklicherweise, im Gegensatz zum schwarzen Hautkrebs (malignes Melanom), keine Metastasen (Tochtergeschwülste) und ist zu 95 % heilbar. Es gilt: Hautkrebs kann dann besonders gut behandelt werden, wenn er frühzeitig genug entdeckt wird.

Alle bis jetzt gemachten Aussagen gelten für hautgesunde Menschen. Eigentlich müssten Patienten, die ihre Hautkrankheit mit UV-Licht behandeln, ein höheres Krebsrisiko haben. Bestrahlungsexperten weisen aber immer wieder darauf hin, dass es keine „epidemilogischen“ Auffälligkeiten gäbe. Gerade Hautärzte würden wohl kaum ihre Patienten bestrahlen, wenn die dann nach 20 Jahren mit (schwarzem) Hautkrebs in die Praxis kämen. Das sind die Erfahrungswerte der Praktiker. Aber es gibt keine wissenschaftlichen Langzeit-Untersuchungen, ob und wie sich regelmäßige UV-Therapien beim Menschen auswirken – obgleich die möglichen Gefahren bekannt sind. Manche Ärzte meinen, dass gerade die Psoriasis-geschädigte Haut gegenüber Hautkrebs eine Schutzfunktion entwickeln würde, wenn sie bestrahlt wird. Das ist jedoch nicht erwiesen.

Besonderheit PUVA

Der Name „PUVA“ ist die Abkürzung für Psoralen + UVA. . Es handelt sich dabei um eine sehr wirksame Bestrahlungs-Therapie, deren Abheilraten mit modernen Psoriasis-Medikamenten konkurrieren kann. Wenn ein Patient aber sehr viele PUVA-Therapien erhalten hat (gesamte lebenslange Dosis von 1000 J/cm²), darf er hinterher nicht mit dem Psoriasis-Wirkstoff Ciclosporin behandelt werden. Dann nämlich hat er ein erhöhtes Risiko (insbesondere weißen) Hautkrebs zu bekommen. 

Kinder bestrahlen?

Umstritten ist es, ob Kinder mit UV-Licht bestrahlt werden sollten. Von PUVA wird immer abgeraten. Aber viele Dermatologen lehnen generell eine UV-Bestrahlung für Kinder unter 10 – 12 Jahren ab. Gerade die UV-Belastung im Kindesalter wird verdächtigt, die Ursache für Hautkrebs im Alter zu sein. Andere, sehr erfahrene Bestrahlungsexperten dagegen halten sie für eine gute Möglichkeit. Es gäbe keine seriösen („evidenzbasierten“) Studien, die ein solches Verbot begründen würden. Es komme eher darauf an, ob ein Kind den Bestrahlungsablauf psychisch verkraften könne. Diese Ansicht lässt offen, ob die geforderten UV-Bestrahlungs-Studien mit Kindern überhaupt gestattet werden würden.

Bestrahlungen kontrollieren

Selten fragt ein Arzt danach wie viel künstliche und natürliche UV-Strahlung der Patient schon aufgenommen hat. Das ist kein Problem, wenn man sich immer in der gleichen Praxis bestrahlen lässt. Wer aber den Arzt wechselt, sollte schon wissen, wie oft und wie lange er sich in den letzten Jahren dem UV-Licht ausgesetzt hat. Die Idee eines Bestrahlungspasses hat sich bei Patienten und Hautärzten nicht durchgesetzt. Prof. Hans Meffert, einst Bestrahlungsexperte der Berliner Charitè, kritisierte, dass Patienten wie Ärzte mit der UV-Therapie oft zu sorglos umgingen. Als Richtwert empfiehlt er, sich nicht mehr als 50-mal im Jahr einer intensiven UV-Belastung auszusetzen – unabhängig davon ob es sich um ein Sonnenbad oder ein Bestrahlungsgerät handelt. Man müsse sich nicht so lange bestrahlen lassen, bis auch die letzten kleinen Psoriasis-Stellen verschwunden sind. Er rät dringend davon ab, vorbeugend oder „erhaltend“ zu bestrahlen.  

Blaulicht

Völlig ohne UV-Strahlen und damit nebenwirkungsfrei kommt die Bestrahlung mit Blaulicht aus. Das Gerät von Philips (BlueControl) kann bisher nur bei einzelnen Psoriasis-Stellen eingesetzt werden. Es ist eher für die hartnäckigen, nach einer Therapie noch übriggebliebenen Plaques gedacht. Da ist aber durchaus erfolgreich, wie kleine Studien gezeigt haben. Ein größeres Blaulicht-Gerät für die Ganzkörperbestrahlung (DermoDyne Lichtimpfung) ist bisher nur bei der Neurodermits wirkungsvoll gewesen. Vor allem Kinder profitieren von dieser Bestrahlung ohne Nebenwirkungen. Obgleich einige Bestrahlungsexperten von diesem Prinzip überzeugt sind, gibt es bisher keine fundierten Ergebnisse bei Psoriasis-Patienten.

Patienten sollten vor Beginn der UV-Therapie mit dem Arzt absprechen, wie viel Bestrahlungen insgesamt vorgesehen sind. Ist nach der Hälfte noch kein deutlicher Erfolg zu sehen, sollte man über einen Therapie-Wechsel nachdenken.

Jeder Hautpatient, der seine Krankheit regelmäßig mit UV-Licht behandelt, sollte sich ebenso regelmäßig nach Hautkrebs untersuchen lassen. Verdächtige Stellen sollten gleich dem Arzt gezeigt werden. 

Neu erkrankt?

Um es gleich vorweg zu sagen: Es gibt leider kein Patentrezept und kein „Wundermittel“ gegen Psoriasis. Schuppenflechte ist eine chronische Krankheit. Das heißt, wenn sie einmal ausgebrochen ist, hat man sie, bis auf seltene Ausnahmen, ein Leben lang. Aber die Krankheit verläuft meist in Schüben: Mal ist sie stärker, mal schwächer und es gibt Zeiten, in denen viele Patienten völlig erscheinungsfrei sind.

Psoriasis ist noch nicht heilbar. Aber es gibt inzwischen sehr effektive Therapien und Medikamente, die helfen können, möglichst lange erscheinungsfrei zu bleiben – auch in schweren Fällen. Leider wirken sie nicht bei jedem gleich gut, bei manchen nur eine Zeitlang oder überhaupt nicht! Sie müssen sich leider auf den mühsamen Weg machen, alle Ihnen angebotenen Therapiemöglichkeiten auszuprobieren, in der Hoffung, etwas zu finden, das Ihnen möglichst lange hilft. Das fällt vielen schwer zu akzeptieren.

Leider gibt es keinen Arzt, der eine Psoriasis heilen kann! Aber es gibt Ärzte, die sich mit dieser Krankheit ausführlich beschäftigen. Die finden Sie im PsoNet. Grundsätzlich wird eine Psoriasis nach medizinischen „Leitlinien“ behandelt. Die finden Sie z.B. unter Pso-Leitlinien. Darin wird genau beschrieben, in welchem Fall mit welchem Wirkstoff oder welcher Therapie behandelt werden soll. Wenn äußerliche Behandlungen (Salben, Cremes, Bestrahlung, Klimatherapie) nicht mehr helfen, sollen Medikamente verschrieben werden. Wenn weniger starke Medikamente (Fumaderm®, Methotrexat) nicht mehr helfen, müssen stärkere (Ciclosporin, Otezla® oder Biologika) verschrieben werden. In manchen schweren Fällen sind selbst erfahrene niedergelassene Hautärzte überfordert. Dann sollten Sie sich eine Uni-Hautklinik in Wohnnähe suchen und sich dorthin überweisen lassen. In diesen Kliniken ist man mehr darin geübt, mit schwer therapierbaren Hautpatienten umzugehen.

Bitte informieren Sie sich ausführlich und seriös über Ihre Erkrankung! Sie sollten wissen, welche Therapien Sie von Ihrem Arzt erwarten können. Denn nur der gut informierte Patient kann mit seiner Krankheit richtig umgehen und Therapievorschläge beurteilen. Die Ärzte haben meist zu wenig Zeit, um Sie umfassend aufzuklären. Wenn Sie über ihre Krankheit und die Behandlungsmöglichkeiten wenig wissen, riskieren Sie, ein Leben lang unzufrieden zu sein. Vor allem fallen Sie eher auf die Versprechen von Quacksalbern mit ihren Wundermitteln herein und geben dafür unnötig viel Geld aus. Nur als „aufgeklärter Patient“ können Sie sich einen Arzt zu suchen, mit dem Sie klarkommen und gemeinsam die Behandlung planen.

Zur ersten Übersicht gibt es Patienten-Broschüren, die manchmal beim Arzt ausliegen. Viele stammen von Pharmafirmen, sind inhaltlich aber meist in Ordnung. Auf www.Psoriasis-Netz.de können Sie fast alles über Schuppenflechte nachlesen. Dort im Forum finden Sie viele Antworten auf typische Fragen. Sie können im Chat mit anderen Betroffenen ihre Erfahrungen austauschen. Oder Sie wenden sich an eine Selbsthilfegruppe und tauschen dort persönlich Ihre Erfahrungen aus.

Psoriatiker können viel dazu tun, damit ihre Krankheit nicht zu heftig ausbricht oder eine Zeit lang überhaupt nicht auftritt. Zum Beispiel dadurch, dass sie ihre Haut regelmäßig pflegen, auch wenn sie kaum auffällige Stellen haben. Je gesünder Sie sich ernähren, desto eher haben Sie eine Chance, dass die Psoriasis nicht noch zusätzlich „gefüttert“ wird. Wenn Sie 2/3 (frische) pflanzliche und nur 1/3 tierische Nahrungsmittel zu sich nehmen, kann das die Psoriasis günstig beeinflussen. Fetter Fisch ist ebenfalls positiv. Aber: Es gibt keine eindeutige Diät für Psoriatiker! Auch wenn das manche behaupten. Alkohol, Rauchen und Übergewicht fördern die Schuppenflechte.

Jeder Mensch hat seine eigene Psoriasis. Der eine kann gut damit leben, der andere muss sich sein Leben lang damit abquälen. Aber eine Therapie hat nur dann überhaupt eine Chance zu wirken, wenn Sie selbst dahinter stehen und sie aktiv unterstützen. Das gilt für schulmedizinischeTherapien wie für alternative Ansätze.

Leider wirken die Medikamente nicht bei jedem gleich gut. Was dem einen hilft, kann bei dem anderen überhaupt nicht anschlagen. Inzwischen gibt es aber so viele verschiedene Medikamente, dass die meisten Psoriatiker für lange Zeit erscheinungsfrei bleiben können. Aber immer mehr dieser Medikamente muss man ein Leben lang anwenden. Neu aufflammende Entzündungen sollen dadurch möglichst vermieden werden, um weitere, oft schwere Begleit-Erkrankungen zu vermeiden.

Die Psyche kann die Psoriasis verschlechtern, vor allem negativer Stress. Deshalb wird den Psoriatikern immer geraten, Entspannungstechniken zu erlernen. Die meisten psychischen Probleme haben die Menschen aber mit ihrer Schuppenflechte selbst, sobald sie erst einmal ausgebrochen ist. Die große Kunst ist es, die Krankheit so zu bewältigen, dass man sich nicht von ihr einschüchtern lässt und sich von Menschen zurückzieht. Aber es gibt niemanden, der allein durch Entspannung oder psychologische Betreuung seine Schuppenflechte losgeworden ist. Je nachdem, wie aktuell Ihre persönliche psychische Situation ist, sollten Sie sich ernsthaft überlegen, ob Sie sich psychologische Unterstützung holen, finanziert von der Krankenkasse: Krankheitsbewältigung muss man manchmal genauso lernen und trainieren, wie ein drogenfreies Leben.

Manche Patienten kritisieren, dass die Ärzte nur die Symptome behandeln würden, anstatt die „wahren Ursachen“ zu bekämpfen. Es stimmt, dass bis heute nur die Symptome der Psoriasis gelindert werden können. Das aber besser, als jemals zuvor! Weshalb gerade bei Menschen mit Psoriasis das Immunsystem gestört ist, weiß man noch nicht. Das gilt übrigens für alle chronischen Hautkrankheiten.

Wenn Sie persönlich mehr zur Alternativ-Medizin tendieren, sollten Sie das ruhig ausprobieren, solange Sie nicht zu viel Geld dafür ausgeben müssen. Es gibt Menschen, denen haben Naturheilverfahren u.a. geholfen. Aber unseres Wissens nie in schweren Fällen. Wer so stark betroffen ist, sollte auf jeden Fall zu einem Dermatologen gehen!

Sie sehen, man braucht sehr viel Kraft, um mit dieser Krankheit leben zu können.

Wenn Sie weitere Fragen haben, setzen Sie sich mit uns in Verbindung. Unsere Arbeit ist rein ehrenamtlich und wir informieren Sie selbstverständlich kostenlos. Niemand muss Mitglied in unserem Verein werden, um Hilfe zu bekommen!

Psoriasis arthritis – Schuppenflechte in den Gelenken

Schuppenflechte ist eine sich selbst aufschaukelnde Entzündungskrankheit. Sie kann auf der Haut auftreten, aber auch an Gelenken, Sehnen und Weichteilen (Psoriasis Arthritis), an Nägeln, Händen und Füßen. Mit Psoriasis ist man gefährdeter als Gesunde, weitere, zum Teil schwere „Begleit-Erkrankungen“ zu bekommen. Deshalb sollte man eine Psoriasis angemessen behandeln, um problematische Folgen von Begleit-Erkrankungen auszuschließen. Für die Psoriasis Arthritis (PsA) gilt: Je früher sie erkannt und behandelt wird, desto eher besteht die Chance, dass sie weniger schlimm verläuft.

Bei Schmerzen unbedingt sofort zum Arzt gehen

Viele Menschen leben lange mit Schmerzen, ohne damit zum Arzt zu gehen. Für eine erfolgreiche Therapie muss aber schon bei den ersten Anzeichen abgeklärt werden, ob es sich um eine Abnutzung (Arthrose) oder eine Entzündung (Arthritis) der Gelenke handelt. Eine PsA ist nicht heilbar und kann manchmal sehr aggressiv verlaufen. Aber mit heutigen Mitteln kann man den Prozess hinauszögern oder anhalten. Wer zu spät zum Arzt geht, riskiert im schlimmsten Fall, dass Gelenke zerstört werden oder die Wirbelsäule sich versteift.

Der richtige Facharzt dafür ist der (internistische) Rheumatologe evtl. auch ein Orthopäde. Beim Gesundheits-Lotsendienst der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin (Tel. 030 31 003 222) oder auf deren Internetseite kann man Arzt-Adressen erfahren. Bei Verdacht auf PsA ist eine Früherkennung außerdem in den „Rheumasprechstunden“ möglich:
➢ Charité (030 450 51 30 60),
➢ Immanuel Krankenhaus Wansee (030 80 50 52 92),
➢ Immanuel Krankenhaus Buch (030 94 79 23 70) oder
➢ Schlosspark-Klinik (030 32 64 13 29.)

Inzwischen sind haben sich Dermatologen so gut weitergebildet, dass sie ebenfalls eine PsA diagnostizieren können. Das sind vor allem die Ärzte im Netzwerk „PsoNet“. Wer in Ihrer Nähe dazu gehört, finden Sie im Internet unter www.Psonet.de. Sie können die Adresen aber auch von uns bekommen. 

Diagnose kann sich schwierig gestalten
Im Frühstadium ist eine PsA schwer nachweisbar. Sie kann leicht mit anderen Erkrankungen verwechselt werden. Es gibt typische Hinweise, die für eine PsA sprechen. Der Betroffene hat länger anhaltende Schmerzen und Schwellungen
➢ an einzelnen Fingern oder Zehen („Wurstfinger“). Er kann z.B. keine Faust ballen und der (Ehe-) Ring passt nicht mehr.
➢ an den gleichen Gelenken verschiedener Finger oder Zehen,
➢ an beliebig anderen Gelenken, z.B. Schulter-, Hüft- oder Kiefer-Gelenk,
➢ an Sehnen (Achillessehne, Sehnenscheiden), Fersenbeinen, Rippenansätzen, Fußsohlen oder Fußmuskeln, in der Brustbein-Region, v.a. im oberen Teil.
➢ tief im Kreuz, die vor allem frühmorgens auftreten, so dass er davon oft wach wird. Sie bessern sich erst mehrere Stunden nach dem Aufstehen.
➢ und seine Wirbelsäule ist morgens für 2-3 Stunden steif bzw. wird im Laufe der Zeit immer unbeweglicher.

Die Symptome können schubartig mit längeren Unterbrechungen auftreten. Zum Beispiel hat der Betroffene einige Wochen schwere Schmerzen. Dann geht die Schwellung wieder zurück und kommt (manchmal erst nach Jahren!) wieder. Außerdem können über die Jahre verschiedene Gelenke betroffen sein. Die Ursache von Schmerzen und Schwellungen kann eine PsA sein, wenn der Betroffene eine Psoriasis auf der Haut oder noch typischer an den Nägeln hat bzw. sie früher gehabt hat. Oder wenn es solche Fälle in der Familie gibt. Aber eine PsA kann sich auch ohne vorherige Haut-Psoriasis entwickeln. Andererseits können Menschen mit einer Haut-Psoriasis selbstverständlich auch andere Gelenk-Erkrankungen bekommen. Der Arzt sollte mit dem Patienten immer einen PsA-Fragebogen (z.B. GEPARD) durchgehen. Knochen-Neubildungen oder –Anbauten (Spangen, Randzacken, Höcker, Auflagerungen, Wulste) gelten als verlässliche Vorzeichen für eine PsA.

Untersuchungs-Verfahren
Eindeutige Nachweise für eine PsA im Blut gibt es nicht. Blutwerte können lediglich darauf hinweisen, dass es im Körper Entzündungsherde gibt. Wenn typische Rheuma-Marker fehlen, kann man eine rheumatische Arthritis ausschließen. Ein erhöhter Harnsäure-Wert dagegen ist ein Hinweis auf eine PsA.
Röntgenbilder zeigen erst etwas, wenn die Knochen schon verändert sind, d.h. die PsA schon fortgeschritten ist. Anfängliche Knorpel-Veränderungen sind nicht erkennbar.
➢ Bei der Szintigraphie wird eine schwach radioaktive Substanz gespritzt, die sich an den entzündeten Knochen besonders deutlich ablagert. Mit einer speziellen Kamera werden die Gelenke dann fotografiert. Entzündungen lassen sich schon nachweisen, wenn noch keine Schmerzen auftreten. Das Verfahren ist aber aus der Mode gekommen.
➢ Mit Ultraschall kann man erkennen, ob eine Gelenk-Innenhaut verdickt ist. Daran muss aber nicht die PsA schuld sein.
➢ Bei der Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) (auch: Kernspin-Tomographie) werden Durchblutungs-Störungen sichtbar gemacht, die auf Entzündungen an Knochen, Knorpel und Gelenk-Innenhaut hinweisen. Das Verfahren ist völlig strahlungsfrei. Die Ergebnisse sind ziemlich genau.
➢ Bei der Licht-Fluoreszenz (Rheuma-Scan) wird ein Farbstoff gespritzt, mit dem Entzündungen an den Fingergelenken durch Infra-Rotlicht ungefährlich erkannt werden kann.

Medikamente lebenslang einnehmen?
Eine Basistherapie braucht mindestens zwei Monate, bis sie anschlägt. Die Patienten müssen Medikamente einnehmen, die nicht nur die Entzündung hemmen, sondern auch den Schmerz lindern oder beseitigen. Denn wer schmerzfrei ist, bewegt seine Gelenke wieder. Viele müssen lebenslang Medikamente schlucken! Bei der PsA gibt es aber jahrelange Stillstände. Dann können Medikamente abgesetzt werden, solange noch keine Knochen angegriffen sind. Deshalb ist es wichtig, dass die Patienten dem Arzt ältere Röntgenunterlagen vorlegen. Nur im Vergleich kann er feststellen, welche Knochenveränderungen bedeutend sind.

Medikamente machen beschwerdefrei, solange das Medikament eingenommen wird. Aber es gibt kein Medikament, das die PsA heilt. Man sollte immer wieder testen, ob man nicht mit weniger starken Medikamenten auskommt. Es kann entweder versucht werden, niedriger zu dosieren oder sich „auszuschleichen“. Viele Patienten lehnen Mittel ab, wenn sie von den Nebenwirkungen hören. Sie gehen damit das Risiko ein, dass ihre Gelenke zerstört werden. Was wirkt hat fast immer auch Nebenwirkungen. Wenn man die kennt und beobachtet, kann man eine Therapie damit verantworten.

Kortisonfreie Anti-Rheumatika (NSAR) sind Schmerz- und Entzündungshemmer wie Diclofenac® und Ibuprofen®. Sie wirken rasch, reichen aber in schwereren Fällen oft nicht aus. Mögliche Nebenwirkungen sind Magengeschwüre, Magenblutungen oder Magendurchbrüche (erkennbar am schwarzen Stuhlgang Teerstuhl“).

Methotrextat (MTX) ist ein Standard-Wirkstoff bei der PsA. Die Spritze bzw. der Pen wirkt besser als die Tabletten. Weil es Leber und Magen belastet, muss nach 24 Stunden Folsäure eingenommen werden. Zu viel davon neutralisiert aber die Wirkung von MTX. Die häufigste Nebenwirkung sind erhöhte Leberwerte, die deshalb regelmäßig überwacht werden müssen. Empfohlen wird, auf Prokollagen-III-Peptid zu testen. Wegen dieser regelmäßigen Kontrollen gibt es unter MTX deutlich weniger Lebererkrankungen, als früher noch befürchtet. Trotzdem sollten Patienten mit Leber-Vorerkrankungen nicht mit MTX behandelt werden. Ebenfalls kontrolliert werden muss, ob die Lymphozytenzahl relativ abnimmt.
Zwar muss verhütet werden, aber ein unter MTX gezeugtes Kind hat kein höheres Risiko für Missbildungen.
MTX wird vielfach in Kombination mit einem Biologikum gegeben, um dessen Wirkung zu stabilisieren.

Leflunomid, wie z.B. Arava® ist ebenfalls gebräuchlich. Der Wirkstoff verlangsamt Gelenkzerstörungen und soll sie sogar aufhalten. Unbedingt müssen Leberwerte und Blutdruck regelmäßig kontrolliert werden. Es gibt Patientengruppen, für die der Wirkstoff ausgeschlossen ist. Unangenehmste Nebenwirkung kann Durchfall sein.

Ciclosporin ist ein starkes Medikament aus der Organ-Transplantation. Sandimmun® oder Immunosporin® sind für die PsA nicht zugelassen und werden off-label verschrieben, wenn Patienten andere Medikamente nicht vertragen. Auch hier gibt es zahlreiche Fälle, für die Ciclosporin nicht in Frage kommt. Die Nierenfunktion muss regelmäßig kontrolliert werden. Einige Ärzte ziehen Ciclosporin dem MTX vor, weil es weniger Nebenwirkungen (z.B. Leberschäden) habe.

Kortison („Gluko-Kortikoide“) sollte wegen der Nebenwirkungen nur in sehr schweren Fällen eingesetzt werden. Es wird direkt in die befallenen Gelenke gespritzt. Maximal 4x pro Jahr in das gleiche Gelenk. Die Haut-Psoriasis kann sich dadurch verschlechtern.

Sulfasalazin wird off-label verschrieben, wenn die Wirbelsäule betroffen ist. Unbedingt müssen Leber- und Nierenwerte regelmäßig kontrolliert, Blutbildung und Sulfonamid-Allergien beobachtet werden.

➢ Apremilast (Otezla®) wird als Tablette gegeben. Es sind keine regelmäßigen Laboruntersuchungen erforderlich! Frauen mit Kinderwunsch sollten vorsichtshalber nicht damit behandelt werden. Nebenwirkungen wie Durchfall, Übelkeit oder Gewichtsverlust sind möglich.

Biologika („Biologics“) gehören zu den Wirkstoffen, die schwer Betroffenen sehr gut helfen können. Hochkompliziert setzen sie direkt dort an, wo im Körper Entzündungs-Botenstoffe ausgeschüttet werden. Wie bei allen Psoriasis-Medikamenten wird das Immunsystem gezielt geschwächt. Ihre Entwicklung ist noch lange nicht abgeschlossen, weil immer genauer erforscht wird, welcher Signalstoff z.B. eine PsA auslöst. Keines der Biologika wirkt bei jedem Patienten gleich gut; die neueren aber in immer mehr Fällen. Wegen ihres hohen Preises werden sie meist erst dann eingesetzt, wenn andere Therapien nicht gewirkt haben. In schweren Fällen werden sie aber auch als erstes inneres Medikament verschrieben („First-Line-Therapy“).

Biologika – gelobt und gefürchtet
Biologika werden von der Mehrheit der Ärzte als letzte Möglichkeit in schweren Fällen empfohlen. Trotzdem ist die Angst von Patienten vor schweren Nebenwirkungen gerade bei dieser Wirkstoffgruppe besonders hoch. Am häufigsten treten Infektion auf, d.h. Entzündungen der Lungen (Pneumonie) und des Bindegewebes (Phlegmone). Behandelnde Ärzte weisen darauf hin, dass es inzwischen über 20 Jahre Erfahrung mit dieser Wirkstoffgruppe gibt – hauptsächlich in der Rheumatologie. Schwere Nebenwirkungen können bei 1 bis 2 Prozent der Patienten auftreten.

Aber es gibt ein dichtes Netz an Überwachung: Die Biologika sind vor Zulassung weltweit an zehntausenden Patienten getestet worden. In nationalen und internationalen Registern werden laufend Auffälligkeiten gesammelt. Keine Medikamentengruppe wird derart umfangreich auf Nebenwirkungen beobachtet. Biologika helfen denjenigen, die schwer betroffen sind und bei denen andere Mittel nicht angeschlagen haben. Sie wirken schneller und es gibt keine Nebenwirkungen auf die inneren Organe, wie bei bisherigen PsA-Medikamenten.

Wesentlich ist, dass sich außerdem die Lebensqualität dieser bisher Schwerkranken erheblich verbessert. Generell haben Menschen mit einer chronisch entzündlichen Krankheit ein höheres Risiko für Infekte, Tumore oder schwere Begleiterkrankungen. Es ist die Entzündung im Körper, die das begünstigt. Wer eine Psoriasis Arthritis nicht oder nur halbherzig behandelt, geht möglicherweise ein hohes Risiko ein.

Radio-Syno-Viorthese (RSO) ist ein Verfahren, bei dem Radioaktivität in niedriger Dosierung ins Gelenk injiziert wird. Damit soll die Entzündung „zerstrahlt“ werden. Die entzündete Gelenkschleimhaut wird „verschorft“, wandelt sich in Bindegewebe um und die Schwellung verschwindet. Gleichzeitig werden die Lymphozyten (Abwehrzellen) zerstört, die die Entzündung fälschlicherweise bewirkt haben. Die Strahlenbelastung entspricht der einer normalen Röntgenaufnahme. Man kann das nur machen, wenn wenige Gelenke betroffen sind. Dieses Verfahren ist eine Alternative zur Operation oder zu nebenwirkungsstarken Medikamenten. Bei der Gelenk-Innenhaut muss man eventuell mehrmals behandeln.

➢ Gute Erfolge bietet ein Aufenthalt in der Kältekammer. Es genügt, vier Wochen dreimal täglich für höchstens drei Minuten in eine Kältekammer bei Temperaturen von Minus 110 Grad C zu gehen. Dadurch sinkt kurzfristig die Hauttemperatur auf +12 Grad C und beeinflusst T-Helfer- und T-Supressor-Zellen. Die Gelenkschmerzen verschwinden für längere Zeit, Schwellungen gehen zurück und die Gelenke werden beweglich, um gymnastische Übungen machen zu können. Leider muss diese Therapie privat bezahlt werden. Das Immanuel-Krankenhaus in Berlin-Wannsee bietet diese Therapiemöglichkeit an.

Naturmittel: Wer der Schulmedizin gegenüber misstrauisch ist, sucht nach natürlichen Mitteln. Es gibt immer wieder Fälle, in denen Öle oder Weihrauch erfolgreich die PsA eingedämmt haben. Deshalb lohnt es sich, solche Mittel auszuprobieren. Aber man sollte sie nicht anwenden, wenn die PsA gerade sehr akut ist und dringend behandelt werden muss. Außerdem sollte man nicht zu viel Geld investieren. Was nach sechs Wochen nicht fühlbar wirkt, kann man getrost absetzen!

Einige Patienten haben gute Erfahrung gemacht mit Ölen in verschiedener Form: Fisch-, Lein-, Flachs- und Kümmelöl haben vor allem einen hohen Anteil an Omega-3 und Omega-6-Fettsäuren. Es gibt verschiedene Nahrungsergänzungsmittel, in denen solche Öle enthalten sind.

Inzwischen liegen seriöse Erfahrungen mit Weihrauch vor. Bei etlichen Patienten besserte das Präparat H 15 Gufic® die Gelenk-Pso. Es handelt sich dabei um ein Trockenextrakt aus dem Harz des indischen Weihrauchbaums. Auf ärztliche Verordnung kann es jede Apotheke besorgen. Aber Vorsicht: Nachdem sich herumgesprochen hat, dass Weihrauch gegen chronische Entzündungen aller Art helfen kann, werden zahlreiche ähnliche Präparate angeboten. Keines davon kann es mit dem Original aufnehmen.

Gelenke bewegen, nicht schonen
Wer akut betroffen ist, wird mit Physio- und Ergotherapie behandelt. Das A und O sind tägliche krankengymnastische Übungen oder Reha-Maßnahmen. Wer glaubt, sich zu schonen, verschlimmert die Situation, weil auch entzündete Gelenke weiter „geschmiert“ werden müssen. Krankengymnastik mit Fango, Moor oder Wasser soll Schmerzen lindern und die Gelenkfunktionen verbessern.

Ernährung
Es gibt keine eindeutige Diät, mit der Rheuma oder Psoriasis Arthritis [allein] behandelt werden könnten. Auch wenn das von einigen „Rheuma-Diät-Schulen“ sehr überzeugend behauptet wird. Alle Ernährungsempfehlungen für Psoriatiker und für Rheumatiker gelten auch bei der Psoriasis Arthritis. Grundsätzlich kann eine Diät oder eine Fastenkur die Behandlung unterstützen. In leichten Fällen kann man dadurch sogar monatelang Medikamente absetzen. Aber welche Diät „die richtige“ ist, muss man leider selbst ausprobieren. Das heißt, man beobachtet bei sich selbst, welche Lebensmittel die Gelenk-Psoriasis negativ beeinflussen. Wer wichtige Nahrungsmittelgruppen weglassen will, sollte sich unbedingt vorher beraten lassen. Nicht jede Rheuma-Diät berücksichtigt, was passiert, wenn man dem Körper wichtige Stoffe vorenthält. Schnell kommt es zu Mangelerscheinungen.

Diätvorschläge
• Säurefreie und allergiearme Kost gibt es in Bioläden und Reformhäusern. Als absolutes Spitzenprodukt gilt Spirulina, das ist eine (teure) Algenart.
• Glutenfreie Diät, d.h. keine Produkte aus Getreide wie Weizen, Hafer, Gerste oder Roggen (Brot, Backpulver, Gerste, Bier, Bulgur, Getreideflocken, Couscous, Mehl, Teigwaren).
• Mehrfach ungesättigte Fettsäuren wie Omega-6-Fettsäuren (Maiskeimöl, Sonnenblumenöl, Distelöl, Weizenkeimöl, Safloröl, Mohnöl und Margarine) oder Omega-3- Fettsäuren (Hering, Makrele, Lachs, Sardinen, Thunfisch , Fischöle, Rapsöl, Sojaöl, Leinsaat, Leinöl, Walnüsse und grünblättriges Gemüse wie Portulak, Blattspinat).
• Zusätzliche Aufnahme von Anti-Oxidantien (Vitamin A, C, E, Beta-Carotin), die die so genannten „freien Radikalen“ einfangen.
• Zu den eher klassischen Diät-Vorschlägen gehört, sich rein vegetarisch bzw. lakto-vegetarisch zu ernähren (erlaubt sind Molkereiprodukte), d.h. keine tierischen Eiweiße aufzunehmen. Starker Alkohol- und Zigarettenkonsum stehen ebenfalls unter dem Verdacht, die Psoriasis Arthritis negativ zu beeinflussen.

Vorsicht vor Übergewicht
Menschen mit einer ausgeprägten Psoriasis Arthritis dürfen kein Übergewicht bekommen. Das belastet vor allem die Gewicht tragenden, erkrankten Gelenke. Wer Gelenkschmerzen hat, bewegt sich sowieso schon weniger und neigt allein dadurch dazu, das Normalgewicht zu übersteigen. Bei manchen kommt hinzu, dass sie aus Frust oder zum Trost besonders kalorienreiche Nahrungsmittel aufnehmen (Süßigkeiten, Pommes, Chips o.ä.). Wem es schwer fällt, seine Ernährung völlig umzustellen, der sollte sich zubilligen, dass gutes Essen und Trinken der Seele gut tut. Wer nicht total ungesund lebt, sollte mit seinem Arzt darüber sprechen. Denn es ist schon schwer genug, mit steifen und schmerzhaften Gelenken leben zu müssen. Da muss man nicht auf Biegen und Brechen auch noch auf kulinarische Genüsse verzichten.

Gut informiert ist die halbe Gesundheit

Als Patient sollte man sich unbedingt regelmäßig und seriös darüber informieren, welche neuen Erkenntnisse, Therapien und Medikamente es gibt. Nur so kann man die Therapieentscheidungen des Arztes verstehen und unterstützen und ist gewappnet gegen angebliche Wundermittel und unseriöse Heilsversprechen.

Wir haben bei unserer Selbsthilfearbeit festgestellt, dass es wichtig ist, über die eigene Krankheit umfassend und vor allem seriös informiert zu sein. Dazu machen wir das Internetportal www.Psoriasis-Netz.de und die Internetseite www.Psoriasis-Forum-Berlin.de. Wir schicken Ihnen auch gerne gedrucktes Informationsmaterial zu.

Haben Sie noch weitere Fragen? Dann dürfen Sie sich gerne uns wenden!

r.b.

Stand: Mai 2018 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hinweise:
Weitere Informationen über Psoriasis Arthritis können Sie auf Rheuma-Online nachlesen.
 

Psychotherapie finden

„Ich bin so verzweifelt! – Wie werde ich bloß mit meiner Psoriasis fertig?“ Dieser Hilferuf erreicht uns immer wieder. Deshalb haben wir für die Berliner Patienten die wichtigsten Informationen zusammengestellt, wie man als gesetzlich Krankenversicherter psychologische Unterstützung beantragen kann.
Wann hat man eine Chance, von der Krankenkasse psychologische Hilfe zu bekommen?
Wie erkenne ich, dass ich psychologische Hilfe benötige?
Klare Signale, die als „Indikation“ anerkannt werden, sind Depressionen, Rückzugs-Tendenzen, Workaholic-Erscheinungen, Überaktivität sowie hoher Leidensdruck oder andere psychische Folgen zum Beispiel durch eine schwere chronische Erkrankung.
Auswahl eines Psychotherapeuten
Das größte Problem ist es, den persönlich „richtigen“ Psychotherapeuten zu finden. Dabei sollte man sich unter Freunden, Familienangehörigen oder einem Sozialarbeiter einer Klinik umhören. Man kann sich auch vom Hausarzt oder dem eigenen Dermatologen einen Kollegen empfehlen lassen.
Wer will, dass die Krankenkasse eine Therapie bezahlt, muss auf Psychologen zurückgreifen, die eine Kassenzulassung haben. Dabei hilft die Kassenärztliche Vereinigung Berlin mit ihrem Gesundheits-Lotsendienst.
Krankenkassen haben eigene Listen mit Psychologen.
Therapeuten findet man außerdem beim überregionalen Psychotherapie-Informations-Dienst. Dort kann man sich persönlich beraten lassen, welche Therapie für einen geeignet sein könnte.
Allgemein kann man in drei Richtungen Psychotherapeuten suchen:
Verhaltenstherapie: Bei diesem therapeutischen Ansatz werden neue Verhaltensweisen eingeübt.
Psycho-analytische Verfahren: Über die Bewältigung von Kindheitserfahrungen und anderen prägenden Erlebnissen der Vergangenheit wird versucht, heutige Probleme aufzudecken.
Tiefenpsychologie: Es wird gedeutet, welche Übertragungen und Gegen-Übertragungen h e u t e welche Gefühle und Gedanken auslösen.
Andere Richtungen wie Gestalt-Therapie, Gesprächs-Therapie, NLP (Neuro-lingustisches Programmieren) oder Familien-Aufstellungen werden grundsätzlich von den Kassen nicht übernommen.
Wartezeit
Leider gibt es bei vielen Therapeuten lange Wartezeiten. Die meisten warten sechs Monate. Es ist sinnvoll, sich bei mehreren Therapeuten auf die Warteliste setzen zu lassen, weil immer wieder Patienten abspringen. Schneller geht es, wenn ein Psychiater den Patienten überweist. Im Notfall muss der Patient in eine Klinik eingewiesen werden.
Relativ zeitnah bekommt man Termine beim Institut für Verhaltenstherapie Berlin, Hohenzollerndamm 125/126, 14199 Berlin, Telefon (030) 89 53 83 13, eMail: hilsberg@ivb-berlin.de. Hier wird man von Therapeuten behandelt, die noch in der Ausbildung sind, aber unter Anleitung arbeiten. Es beschäftigen sich also zwei Personen mit dem Patienten.
Bewilligung
Es ist nicht ungewöhnlich, dass Patienten mehrere Therapeuten ausprobieren, bis sie einen gefunden haben, von dem sie sich behandeln lassen wollen. Grundsätzlich bewilligt die Kasse fünf Probestunden, bei der Psycho-Analyse sogar acht Probestunden. Das kostet natürlich Mühe, Kraft und Zeit, ist aber von der Sache her verständlich.
Hat man sich für einen Therapeuten entschieden, schickt der den Patienten zuerst zu einem „Konzilar-Arzt“. Das ist normalerweise der Hausarzt, der ausschließen soll, dass der Patient körperliche Beschwerden hat, die eine Psychotherapie gefährden könnten. Dann stellt der Therapeut einen Antrag bei der Krankenkasse, der dort geprüft wird. Eine „Grundbewilligung“ umfasst zwischen 40 und 60 Therapie-Stunden, maximal drei Mal pro Woche. Nur auf gesondertem Antrag kann das auf maximal 80 Stunden erweitert werden. Danach ist (erst einmal) Schluss, d.h. die Kassen zahlen keine psychotherapeutische „Lebensbegleitung“. Wenn man den Therapeuten wechselt, muss ein „Fortsetzungs-Antrag“ gestellt werden.
Als Ergänzung zu anderen Behandlungen kann man an einer „Psycho-somatischen Grundversorgung“ teilnehmen, d.h. man trainiert Autogenes Training, Progressive Muskel-Entspannung, Hypnose o.ä. Die Krankenkassen zahlen zwölf Sitzungen.
Psychotherapeuten dürfen keine Medikamente verschreiben. Wer parallel dazu Beruhigungsmittel oder Psychopharmaka benötigt, muss zum Psychiater oder zu einem ärztlichen Psychotherapeuten gehen.
Mit freundlicher Unterstützung von Michaela Schwabe, Unabhängige Patientenberatung Berlin

Klimatherapie am Toten Meer

Als Psoriatiker wissen Sie, wie gut es Ihrer Haut tut, wenn Sie einige Zeit am Meer waren. Sonne, Salzwasser, Seeluft und viel Ruhe lassen die Schuppenflechte abheilen. Vor allem das Tote Meer gilt als das „Mekka der Hautkranken“: Das Wasser dort ist sehr mineralhaltig. Es wirkt entzündungshemmend und fördert die Aufnahme der UV-Strahlen. Die Sonne reizt die Haut nicht so stark, weil das Gebiet 400 m unter dem Meeresspiegel liegt. Üblicherweise ist man vier Wochen dort. Viele berichten, dass sie deutlich länger erscheinungs­frei waren, als nach einer aufwendigen Behandlung in unserem Klima. Kritische Stimmen warnen davor, zu oft dort hin zu fahren. Zu viel UV-Bestrahlung erhöhe immer das Hautkrebs-Risiko. Experten warnen davor, sich in einem Jahr mehr als 50 Mal intensiv dem UV-Licht auszusetzen – unabhängig davon, ob es sich um natürliche Sonnenstrahlung oder handelt oder um künstliche Bestrahlungs­lampen. UV-Schäden werden erst 20 bis 30 Jahre später wirksam. Es gibt keine Hinweise, dass Psoriatiker wegen regelmäßiger UV-Therapien öfters an Hautkrebs erkranken als Gesunde. Es gibt aber auch keinen plausiblen Grund, weshalb z.B. UVB bei Menschen mit Schuppenflechte weniger krebserregend sein soll als bei Gesunden. Vor allem, wenn auch die gesunde Haut mitbestrahlt wird. Wenn Sie also ihre Haut regelmäßig intensiv bestrahlen, sollten Sie nach ungefähr 50 Einheiten aufhören. Vor allem: Lassen Sie regelmäßig Ihre Haut nach Krebs untersuchen. Die Kasse zahlt nur den einfachen „Screen“. Wir empfehlen eine Computer-Dermatoskopie, bei der verdächtige Stellen gespeichert werden. Beim nächsten Mal kann man dann vergleichen, ob und wie die sich verändert haben.

Viele Psoriatiker waren schon mehrmals, oft auf eigene Kosten, am Toten Meer. Entweder in Ein-Bokek (Israel) oder in Suweimah (Jordanien). Beides sind keine Kurorte im deutschen Sinn: Israel bietet eine Hotel-Hochhaussiedlung, Jordanien einsame Hotelanlagen an einer Straße. Alle Hotels liegen weit ab von Städten.

Die Hautkranken haben zwar eigene, nach Geschlechtern abgetrennte Badestellen. Aber an den Swimmingpools, den Sonnendecks, im Hotel und am Strand herrscht völlig normaler (Bade-) Tourismus mit Jubel, Trubel und Heiterkeit bis in die Nacht. Im Sommer wird es unerträglich heiß. Nur Hartgesottene liegen dann bis zu acht Stunden pro Tag in der Sonne. Das sollten Sie wissen und sich entsprechend vorbereiten. Das staatliche israelische Verkehrsbüro verspricht, dass für Besucher des Toten Meeres keine Gefahr bestehe, in kriegerische Auseinandersetzungen hineingezogen zu werden. Wer nach Israel fliegt, muss aber bei den Kontrollen vergessen, dass es ein Recht auf persönlichen Datenschutz gibt. Mit einem israelischen Stempel im Pass gibt es Probleme in vielen moslemischen Ländern. Mit einem Passvermerk aus einem arabischen oder anderen moslemischen Land gibt es oft Schwierigkeiten bei der Einreise in Israel. Erkundigen Sie sich rechtzeitig über die Einreisebedingungen.

Für Reha-Maßnahme ist entweder die Krankenkasse oder die Rentenversicherung zuständig. Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) genehmigt aber bisher keine Heilbehandlung am Toten Meer – außer der DRV Mitteldeutschland. Die DRV bezweifelt, dass der Heilaufenthalt dort deutschen Therapie-Standards entspricht.

Für Psoriatiker bleibt demnach zurzeit nur die Krankenkasse, bei der man einen Klimaaufenthalt am Toten Meer beantragen kann. Die aber darf einen Auslandsaufenthalt nur ausnahmsweise bewilligen: Das ist der Fall, wenn bei Ihnen die Behandlung der Schuppenflechte nur noch im Ausland möglich ist. Doch diese Regelung wird immer mehr aufgeweicht: Weil Heilbehandlungen im Ausland oft deutlich billiger sind, werden immer ambulanten Kuren von den Kassen bezahlt – in Israel wie in Jordanien.

Wenn Sie sich von der Krankenkasse eine Rehabilitation bezahlen lassen wollen, müssen Sie diese Maßnahme verordnet bekommen – bei Psoriasis oder Psoriasis Arthritis vom behandelnden Dermatologen oder Rheumatologen. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Krankenkasse, ob es für Klimatherapien am Toten Meer eigene Antragsformulare gibt.

Gehen Sie davon aus, dass Sie zuerst Ihren Arzt überzeugen müssen. Lassen Sie sich von einem der Reiseveranstalter beraten. Die kennen die Fachbegriffe, die bei so einem Antrag fallen sollten, damit er erfolgreich ist.

Der Arzt muss in seiner Reha-Verordnung medizinisch begründen, weshalb gerade für Sie persönlich eine Klimatherapie am Toten Meer medizinisch notwendig ist. Er sollte auflisten, mit welchen Maßnahmen ihre Psoriasis bisher behandelt wurde und angeben, dass bisherige Behandlungen ohne langanhaltenden Erfolg waren.

Hilfreich ist es, wenn Sie schon zwei- oder mehrmals in deutschen Fachkliniken behandelt wurden. Langfristig erfolglose Bestrahlungstherapien gehören ebenfalls dazu. Möglicherweise kommen bestimmte Medikamente bei Ihnen persönlich nicht in Frage, z.B. weil Sie weitere (Vor-) Erkrankungen haben und Wechselwirkungen zu erwarten sind. Der Arzt sollte erklären, weshalb eine längere Erscheinungsfreiheit in Ihrem Fall nur durch einen Aufenthalt am Toten Meer zu erzielen ist. Ein gutes Argument ist die Erfahrung: Wenn sie schon dort waren, erklären Sie, wie lange Sie danach erscheinungsfrei geblieben sind. Fotos (und Röntgenbilder bei Gelenk-beteiligung) könnten die Reha-Verordnung des Arztes bekräftigen.

Zusätzlich könnten Sie selbst etwas formulieren: Sie können selbst am besten ausdrücken, wie sie körperlich und psychisch unter der Psoriasis leiden. Sie können Beispiele nennen, wie sich die Krankheit auf Ihr Alltagsleben, Beruf und Ihre Lebensqualität auswirkt. Scheuen Sie sich nicht, aktuelle Fotos beizulegen. Die Tageszeitung in Ihrer Hand beweist, dass das keine alten Aufnahmen sind.

Einige Krankenkassen haben erkannt, dass sie durch Klimabehandlungen langfristig Geld einsparen können. Ein Aufenthalt am Toten Meer ist meist billiger, als das Krankenhaus oder die Reha-Klinik in Deutschland. Gleichzeitig haben die Kassen aber Verträge mit Reha-Kliniken bzw. eigene Häuser, die natürlich ausgelastet werden müssen.

Der sicherste Weg ist, dass Sie sich mit einem Reiseveranstalter in Verbindung setzen, bevor Sie bei Ihrer Krankenkasse einen Antrag stellen. Dort weiß man sehr gut, wie man seine Anträge begründen muss. Manche Krankenkassen haben eigene Vertragspartner für die Organisation der Reise und die Unterbringung am Toten Meer. Nicht bei allen ist eine freie Wahl möglich. Fragen Sie vorher danach.

Sie müssen nicht erst vier Jahre warten, um erneut eine Klimabehandlung am Toten Meer bewilligt zu bekommen. Für chronisch Kranke gilt, dass Anträge jederzeit gestellt werden können, wenn es „aus gesundheitlichen Gründen dringend erforderlich ist“ (§ 40 SGB V).

Informieren Sie sich vorher genau, ob das Tote Meer das Richtige für Sie ist. Patienten mit zusätzlichen Krankheiten müssen sich vorher erkundigen, ob sie dort von Fachärzten ausreichend versorgt werden können. Die Lage vor Ort, der Ablauf der Behandlung, Ausflugsmöglichkeiten, Preise usw. erfährt man am besten im Internet. Auf dem Internetportal www.Psoriasis-Netz.de finden Sie Hintergrundinformationen und Erfahrungsberichte zum Toten Meer. Manchen Patienten ist inzwischen in Israel der Touristik-Trubel zu viel.

Aktuelle Informationen über die politische Lage im Land gibt das Auswärtige Amt unter der Telefonnummer 01888 – 17 10 18.

Sehr viele Reha-Anträge werden erst einmal abgelehnt. Darauf sollten Sie gefasst sein und Widerspruch einlegen. In unserer Information „Reha abgelehnt?“ erfahren Sie, wie Sie sich in diesem Fall verhalten sollten.

Sie können im Internet selbst ein Hotel buchen. In Israel, in der Umgebung von Ein-Bokek gibt es auch Privatquartiere. Oder Sie suchen sich einen Reiseveranstalter, der Klimatherapien am Toten Meer anbietet. Manche bieten Gruppenreisen an. Reiseveranstalter für das Tote Meer finden Sie im Adressbuch des Psoriasis-Netzes.

Aktuelle Informationen über die politische Lage im Land gibt das Auswärtige Amt unter der Telefonnummer 01888 – 17 10 18.

Chinesische Medizin

Wie behandelt die traditionelle chinesische Medizin die Schuppenflechte?

Fragt man einschlägige Institute oder Heilpraktikern, ob es möglich ist, Psoriasis mit Methoden der „Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)“ zu behandeln, erhält man alle denkbaren Antworten zwischen „Ja“ und „Nein“. Wer sich mit Psoriasis oder Psoriasis Arthritis auf TCM einlassen will, muss sich vor allem Zeit nehmen – um einen Therapeuten zu finden, von dem man genau weiß, dass er Erfahrungen und möglichst auch Erfolge mit dieser Krankheit hat. Zeit benötigt man aber auch deshalb, weil Veränderungen oft erst nach vielen Monaten zu erkennen sind.
Die Philosophen Lao-Tse und Konfuzius (beide um 500 v.u.Z.) haben Denken und Handeln der chinesischen Medizin über zwei Jahrtausende bestimmt. Schriftgelehrte haben ausführlich dokumentiert, wie erfolgreich die Ärzte damit in der Vergangenheit waren. Dieser traditionelle Ansatz wird heutzutage gerade noch an 10 % der chinesischen Kliniken praktiziert.
Die traditionelle chinesische Medizin geht davon aus, dass jedes menschliche Organ seine eigene Lebensenergie Qi (gesprochen: Tschi) besitzt. Dieses Qi fließt in Energiebahnen (Meridiane) über bestimmte Zugangspunkte durch den gesamten Körper. „Krankheit“ bedeutet, dass ein Organsystem entweder zu viel oder zu wenig Energie erhält. Wenn der Energiefluss an einem Organ gestört ist, zeigt sich das an jedem Teil des Körpers zeigen, durch den der entsprechende Meridian fließt. Logischerweise kann deshalb diese Blockierung an jedem dieser Zugangspunkte entlang des Meridians wieder aufgehoben werden. Zum Beispiel durch Akupunktur genau an diesen Punkten. Durch die Therapie wird diese Blockierung gelöst und das Qi kann wieder frei fließen: das Gleichgewicht ist an diesem Meridian wiederhergestellt. Es bleibt aber ein nie erreichbarer Idealzustand, Yin und Yang zugleich im Körper, im Geist und in der Seele völlig harmonisch zu gestalten. Völlige ganzheitliche Gesundheit kann auch die TCM nicht bewirken.
Die chinesischen Medizin basiert auf Yin, dem Weiblichen (das einen Keim des Männlichen in sich trägt) und Yang, dem Männlichen (das einen Keim des Weiblichen in sich trägt). Beide ergänzen sich zu einem Ganzen. Krankheiten werden danach behandelt, ob sie einen Mangel bzw. Überschuss an Yin oder an Yang signalisieren. Yin ist substantiell, passiv, kalt usw. Yang steht für dynamisch, aktiv, warm, heiß usw. Eine Krankheit zeigt zu viel Yang bei Fieber, rotem Gesicht, Unruhe, starken Gerüchen der Ausscheidungen, roter Zunge und schnellem, aufwallendem Puls. Sie bedeutet zu viel Yin bei Frieren, Blässe, Mattigkeit, großen Mengen geruchloser Ausscheidungen, blasser Zunge und straffem, tiefem, gemächlichem Puls. Es gibt äußere Ursachen wie Wind, Kälte, Sommerhitze, Feuchtigkeit, Trockenheit oder Glut. Oder die Krankheit kommt von innen durch Lust, Zorn, Sorge, Trauer, Furcht oder Schreck. Wer in dieser Tradition steht, für den gibt es keine „reine“ Hauterkrankung. Störungen auf der Haut werden angesehen als Störungen an den Organen, die sich lediglich an diesem Punkt des Körpers äußern. Behandelt werden deshalb in erster Linie nicht die Hauterscheinungen selbst, sondern die mit der Haut und den Haaren durch Meridiane verbundenen Organe Lunge oder Dickdarm.
Die chinesische Medizin kennt keine einheitliche Ursache für Hautkrankheiten. „Eine Krankheit ist wie ein Baum. In den Wurzeln finden sich die Ursachen, wir aber sehen nur ein System von Zweigen (Erscheinungsformen, Krankheitssymptome),“ so der Berliner Heilpraktiker Dr. rer. nat. Friedrich Dimmling. Bei der Diagnose werden deshalb (ganzheitlich) Anhaltspunkte in Körper, Geist und Seele gesucht. Nur so kann bestimmt werden, welchem Organ eine Krankheit zugeordnet wird. Nur wer den gesamten Menschen betrachtet, erfährt, wie sich bei in seinem Fall Yin und Yang zueinander verhalten.
Der Patient wird eingehend befragt und betrachtet. Sein Geruch und der Klang seiner Stimme sind ebenso wichtig, wie sein Gefühlsleben, sein Schlaf und seine Verdauung. Bedeutend ist, welche Wärme- und Kälteempfindungen der Patient hat. Hände, Puls, Zunge und Ohren werden genau untersucht, um daraus auf konkrete Disharmonien zu schließen. Leidet der Patient z.B. unter Verstopfung, fällt es ihm schwer zu schwitzen oder zu schreien, kann er Altvertrautes nicht loslassen oder unterdrückt er sein Traurigsein, dann wird die Psoriasis als Ausscheidungs-Schwäche des Dickdarms diagnostiziert. Das Yin stagniert und es herrscht ein Yan-Mangel. Es kann aber auch sein, dass der Therapeut Anhaltspunkte dafür findet, dass die Psoriasis von einer Disharmonie an der Lunge herrührt. Die Lunge beherbergt gleichzeitig einen Teil der Seele (Psyche).
Andere Therapeuten unterscheiden die Psoriasis aufgrund von Bluthitze, von Blutstasen (Blutstauung), Blutarmut oder wegen Feuchtigkeitshitze. Weitere Ursachen für die Schuppenflechte können sein Windhitze, Bluttrockenheit, Leber-/Nieren-Leere oder Milz- Nieren-Leere. Eine Psoriasis kann schließlich auch ausgelöst werden durch eine Zhong Ren Dysbalance oder durch Hitze der Gong Ebene.
Die traditionellen Behandlungsmethoden der chinesischen Medizin sind Akupunktur und Akupressur, Moxibustion (Akupunkturpunkte werden mit Kräutern erwärmt), Qigong (sprich: Tschigong = Bewegungstherapie,), Schröpfen, Fünf-Elemente-Lehre (Ernährungsempfehlungen) und vor allem Heilkräutertherapie (Pythotherapie). Es gibt einige Akupunkturpunkte mit Hautbezug. Die muss man sehr genau vorher durch Pulsdiagnose herausfinden. Der Schwerpunkt der Behandlung von Psoriasis in der Chinesischen Medizin liegt aber zu 80% bis 90% in der Heilkräutermedizin. Bei starker Schuppenbildung müssten zum Beispiel Yang-betonte Rezepturen zugeführt werden. Werden Hauterscheinungen ganz allgemein behandelt, kann man Lunge und Dickdarm durch Yin-betonte Substanzen beeinflussen. Die verschiedenen Heilkräuter werden nie einzeln, sondern immer als Mischungen von ca. 8-12 Kompositionen verabreicht. Wichtige Heilpflanzen sind u.a. Lei Gong Teng (Tripterygium Wilfordii), Ba Xia (Smilax China), Huai Hua (Sophora japoni-ca). Die Haut selbst kann allgemein durch Ernährungsvorschläge im Sinne der Lehre von Yin und Yang verbessert werden.
Es wird dringend davor gewarnt, sich ohne Therapeut mit chinesischen Kräutern selbst zu behandeln: Zum einen muss die Diagnose im Sinne der chinesischen Medizin stimmen. Zum anderen ist die Herstellung von chinesischen Kräutermischungen eine Vertrauenssache. Statt Fertigpräparate im Internet zu bestellen, sollte man sich die Rezepturen besser bei spezialisierten Apotheken in Deutschland herstellen lassen. Immer wieder gibt es Direktimporte, die stark mit Pflanzengiften belastet sind. Aus den USA sind Fälle bekannt geworden, bei denen Patienten durch kriminelle Mixturen an chinesischen Kräutern erkrankt oder sogar gestorben sind. Ebenso wurde bei Hautkranken undeklariert Kortison in die Kräutermischungen getan.
Auch für die chinesische Medizin ist Psoriasis ein eher schwer zu behandelndes Krankheitsbild.
Kritik
Die chinesische Medizin hat eine sehr lange Tradition. Über die Jahrhunderte wurde davon berichtet, wie Menschen dadurch geheilt wurden. Trotzdem entsprechen diese Berichte nicht den heutigen Anforderungen an medizinische Studien. Es gab nie Vergleiche mit Placebos und man erfährt nicht, bei wie viel Patienten die Methode nicht geholfen hat. In China selbst war diese Methode nie die einzige Heilkunst. Sie wurde überwiegend von der Oberschicht praktiziert. Außerdem haben sich auf einigen Gebieten im Laufe der Geschichte viele Varianten und Schulen herausgebildet, die sich teilweise widersprechen oder sogar bekämpfen.
Rezepturen nach chinesischer Medizin sind in Deutschland nicht als Arzneimittel zugelassen und unterliegen demnach nicht dem strengen Arzneimittel-Kontroll-Recht.
Schulmediziner kritisieren vor allem die Diagnose von Krankheiten: Es würden keine genauen, sondern nur sehr vage Befunde erstellt. Die Definition von Krankheit widerspreche teilweise naturwissenschaftlichen Erkenntnissen. Es sei zu befürchten, dass bestimmte Krankheiten, z.B. Organveränderungen, Krebs oder Aids, nicht rechtzeitig erkannt bzw. nicht fachgerecht behandelt werden. Bei rein psychischen Störungen wie Depressionen oder Angst würden nur die Körpersymptome behandelt werden. Krankmachende Probleme würden überhaupt nicht angesprochen werden.
Chinesische Medizin wird von ausgebildeten Medizinern, aber auch von Heilpraktikern praktiziert. Die Ausbildung ist nicht einheitlich, die Abschlüsse nicht staatlich kontrolliert. Es ist stets ein Risiko, zu einem Heilpraktiker zu gehen.
Die chinesische Medizin sei durchaus in der Lage, positiv auf funktionelle Störungen oder chronische Krankheiten einzuwirken. Sie kann Beschwerden lindern. Aber sie sollte stets nur neben einer schulmedizinischen Therapie genutzt werden, nie als alleinige Akutbehandlung.
Kosten:
Die Behandlung kann viele Monate dauern. Nicht nur die Therapeutin bzw. der Therapeut will bezahlt werden. Es sind auch die Heilkräuter und Salben, für die monatlich 50 Euro und mehr ausgegeben werden muss.
Die gesetzlichen Krankenkassen beteiligen sich nicht an den Kosten einer Behandlung nach den Methoden der chinesischen Medizin. Die Beihilfe der Beamten dagegen soll nach unseren Informationen Arzt- und Kräuterkosten übernehmen. Es gibt aber zahlreiche Angebote privater Krankenkassen. Die sind z.B. von der Stiftung Warentest bewertet worden. Wir empfehlen, vor Beginn einer Therapie zu klären, mit welchen Ausgaben zu rechnen ist und wer sie bezahlt.
Adressen
• Zentrum für Traditionelle Chinesische und Integrative Medizin (kostenlose medizinische Sprechstunde und Behandlung für finanziell Bedürftige9
Literatur
Allgemein
Schwingenschlögel, T. und Bienert, K. Psoriasis Arthritis aus Sicht der Chinesischen Medizin
Hempen, Carl Hermann, „Die Medizin der Chinesen – Erfahrungen mit fernöstlicher Heilkunst“
Flaws, B. und Wolfe, H. Lee, „Das Handbuch der chinesischen Ernährungslehre. Die moderne Umsetzung ihrer Grundlagen, Methoden und Rezepte
Temelie, Barbara, „Ernährung nach den fünf Elementen – Wie Sie mit Freude und Genuss Ihre Gesundheit, Liebes- und Lebenskraft stärken.
Stiftung Warentest, „Die andere Medizin – Nutzen und Risiken sanfter Heilmethoden“ (1991)
Zu Akupunktur und Psoriasis
Deadman, Peter, Al-Khafaji, Mazin, Baker, Kevin: „A Manual of Acupuncture“
Journal of Chinese Medicine Publications, East Sussex, England
Lu Yongtian (1983), „Effect of Fructus Psoraleae injection in 800 cases of psoriasis“, Journal of TCM
Al-Khafaji, Mazin (1988), „Acupuncture prescriptions for tranquillising the heartand calming the spirit“
Journal of Chinese Medicine, 4 Seiten
Internetseite

Wundermittel bei Schuppenflechte

Regelmäßig wird in den Sensationsmedien berichtet, dass endlich ein Mittel oder eine Therapie gefunden sei, die die Schuppenflechte „heilt“. Es werden Psoriatiker vorgestellt, bei denen bisher kein Medikament geholfen hat und die jetzt begeistert behaupten, allein von diesem Mittel oder dieser Therapie gesund geworden zu sein. Das beeindruckt und lässt hoffen. Leider lösen sich nach einiger Zeit diese Heilsversprechen stets in Luft auf. Außer hohen Spesen ist nichts gewesen.

Versprechen Heilung

Schuppenflechte (Psoriasis) ist nach heutiger medizinischer Kenntnis (noch) nicht heilbar. Bis auf die wenigen Fälle einer Spontanheilung. Aber die Menschen können für mehr oder längere Zeit erscheinungsfrei bleiben. Trotzdem werden immer wieder „geheimnisvolle Rezepturen“ angeboten, angebliche „Doktorfische“ angepriesen oder begeistert von Aloe Vera, Schüssler-Salzen, Algen, Stutenmilch oder sogar Lavagestein geschwärmt. Viele dieser Mittel werden als „Allheilmittel“ angepriesen und sollen bei einer Vielzahl von völlig verschiedenen Krankheiten wahre Wunder bewirken. Bei klarem Verstand ist es kaum vorstellbar, dass es solch ein universell wirkendes Mittel geben soll. Aber verzweifelte Menschen lassen sich durch solche Versprechen dazu verlocken, viel Geld auszugeben. Jeder hofft, dass vielleicht doch etwas an diesen (Werbe-) Versprechen wahr ist.

Keiner dieser Anbieter darf Heilung versprechen, weil keines dieser Mittel als Medikament zugelassen ist! Die wenigsten aber halten sich an dieses gesetzliche Verbot. Sie versuchen den verzweifelten Menschen einzureden, dass es „alternative“ Mittel und Therapien gibt, die besser sind als die Schulmedizin. Auch bei der Psoriasis. Sie berufen sich auf Einzelfälle, bei denen das Produkt geholfen haben soll und behaupten, „Wer heilt, hat Recht“.

Unsere langjährigen Erfahrungen mit solchen Sensationsmeldungen sind ernüchternd; manchmal sogar erschreckend, weil es immer wieder Anbieter gibt, die mit kriminellen Methoden arbeiten.

Was hat tatsächlich gewirkt?

Nehmen wir an, die geschilderten Erfolge sind wahr. Dann ist das für den Betroffenen wie ein Wunder, und wir freuen uns für jeden, der gesund geworden ist. Aber niemand weiß genau, ob es wirklich (nur) das Mittel war, das geholfen hat. Dazu müsste man eine seriöse Studie mit einer größeren Zahl von Patienten machen. Nur, wenn sich dieser Erfolg von unabhängigen Wissenschaftlern wiederholen lässt, handelt es sich nicht um einen Einzelfall. Diesen Beweis bleiben alle, aber auch wirklich alle Anbieter schuldig, die mit ihren sensationellen Heilerfolgen prahlen.

Manchmal „helfen“ solche Mittel, weil man fest daran glaubt. Immer wieder zeigt es sich, wie beeinflussbar Menschen sein können. Da gibt man Kranken eine angebliche Wunderpille, die aber in Wirklichkeit keinerlei Wirkstoffe enthält. Trotzdem hilft sie bei einigen. So etwas nennt man einen „Placebo-Effekt“. Unglaublich, aber wahr ist, dass einige Menschen wirklich so stark zu beeinflussen sind. So erklären sich Experten, weshalb an sich wirkungslose Mittel bei einigen Gutgläubigen anschlagen. Aber eben nicht bei allen, die das Produkt kaufen.

Fachleute weisen darauf hin, dass viele Kranke erst dann zu einem „Wundermittel“ grei­fen, wenn sie schon völlig hoffnungslos sind. In dieser Lage klammert man sich manchmal verzweifelt an ein Versprechen und glaubt fest an das Mittel. Bei anderen hat die Krankheit schon ihren Höhepunkt überschritten. Medizinisch gesehen würde sie auch ohne Behandlung von allein zurückgehen. Neurodermitis z.B. geht bei den meisten nach der Pubertät allein wieder weg. Aber auch Psoriatiker stellen manchmal fest, dass ihre Hautstellen nach einiger Zeit zurückgehen, obgleich sie gar nichts dafür tun. Der Patient aber glaubt, das Mittel hätte ihm geholfen. Solange, bis die Psoriasis wieder ausbricht!

Kriminelle nutzen Verzweifelung aus

Erfolgsberichte sind nicht immer wahr, selbst wenn sie noch so eindrucksvoll geschildert werden. Wir haben Anbieter dabei ertappt, dass sie Personen als „geheilt“ vorgestellt haben, die nie in ihrem Leben Psoriasis hatten. Uns wurde ein Interferenzstromgerät zur Behandlung der Psoriasis an Händen und Füßen angeboten, das die unbedingt notwendigen technischen Werte überhaupt nicht erfüllen konnte. In mehreren Cremes und Salben war heimlich Kortison untergemischt. Kein Einzelfall ist das Produkt, für das die Barbara Herzsprung durch alle Fernsehshows und sämtliche Gesundheitsseiten der „Regenbogenpresse“ tingelte. Sie stellte ein Mittel vor, das ein altes Geheimrezept eines indianischen Medizinmannes aus einem Kaktusextrakt sein sollte. Tatsächlich aber war darin Kortison enthalten und wirkte nur deshalb. Lüge, Betrug und manchmal Kortisonschädigungen, aber ein Bombengeschäft! Tausende verzweifelter Psoriatiker hatten für 100 g der Wundercreme über 50 Euro ausgegeben. Mehrmals, weil die Wirkung nachließ, wenn man das Mittel absetzte.

Aloe Vera

Andere der angepriesenen Wundermittel sind eher harmlos. So ist zum Beispiel Aloe Vera eine alt bekannte Heilpflanze und nach dem derzeitigem Wissensstand in der äußerlichen Anwendung unbedenklich. Aber trotz über enthaltener 200 Wirkstoffe ist Aloe Vera kein Wundermittel. Man kann es gut als Hausmittel zum Beispiel gegen juckende Insektenstiche oder kleinere Wunden anwenden. Aloe-Vera-haltiges Gel „heilt“ aber nicht dauerhaft eine Neurodermitis oder Schuppenflechte. Bei schweren Erkrankungen helfen weder Aloe Vera Kapseln noch deren Saft. Als Medikament gegen Hautkrankheiten sind sie wirkungslos! Aloe ist nur zugelassen als (starkes) Abführmittel. Deshalb sollte man den Aloe Saft innerlich nur kurze Zeit zu sich nehmen.

Nur begleitend zur Therapie verwenden

Lassen Sie sich von niemandem einreden, dass eines dieser Wundermittel die Schulmedizin ersetzen könne. Wer behauptet, etwas gefunden zu haben, das eine Krankheit „heilt“, darf das nur machen, wenn er sein Mittel als Medikament zulassen lässt. Ansonsten handelt es sich nach deutschem Recht um ein Nahrungsergänzungsmittel oder ein Kosmetikum. Ein Medikament muss wissenschaftlich beweisen, dass es tatsächlich wirkt und es muss zugelassen sein. Auf keinen Fall sollten Sie sich allein auf so ein Wundermittel zur Heilung ihrer Krankheit verlassen! Reden Sie mit Ihrem Arzt über das Mittel und bleiben Sie unbedingt bei der ärztlich verordneten Therapie. Als gesunde Ergänzung zur Ernährung ist gegen viele dieser „natürlichen Stoffe“ meist nichts einzuwenden – außer des oft völlig überhöhte Preises des Produkts.

Wir sind keine Anhänger von Pharmaprodukten. Es gibt natürliche Wirkstoffe und alternative Therapien, die eine leichte Schuppenflechte lindern können. Schon bei einer mittelschweren Psoriasis bewirken sie nach unserer Erfahrung selten etwas. Völlig klar, dass man nicht gleich die stärksten Pharma-Produkte nehmen will. Allen raten wir: Wenn möglich, behandeln Sie sich erst mit dem mildesten Wirkstoff, der für Psoriasis geeignet ist. Und der wird selten aus der Pharmafabrik kommen! Aber seien sie skeptisch, wenn ein Mittel gegen „fast alle“ Krankheiten dieser Welt helfen soll.

Wie jeder chronisch Kranke hoffen natürlich auch wir, dass es einmal ein Mittel geben wird, das uns heilt. Aber genau darauf spekulieren die Hersteller solcher ,,Alternativ“‑ Rezepturen. Sie hoffen darauf, dass wir verzweifelt genug sind, damit wir unkritisch, hoffnungsvoll und leichtgläubig unser Geld ausgeben. Jeder Psoriatiker ist schon einmal so verzweifelt gewesen, dass er einige hundert Euro für alternative Mittel, Trinkkuren oder Therapien ausgegeben hat. Meist vergeblich.

Kritisch prüfen

Wir wünschen natürlich jedem Psoriatiker, dass er sein Mittel findet, um seine Selbst­heilungskräfte zu mobilisieren, damit seine Krankheit sich bessert oder abheilt. Selbst, wenn es getrocknete Spinnen wären. Aber informieren Sie sich vorher ganz genau, was Sie da schlucken oder sich auf die Haut schmieren. Die Inhaltsstoffe sollten seriös deklariert sein, z.B. durch die Analyse eines objektiven Instituts, Labors oder des TÜV. Jedes Mineralwasser muss heutzutage solche Analysen vorweisen! Lassen Sie die Finger von Produkten, wenn ein Anbieter geheimnisvoll tut und sich weigert, die Bestandteile zu nennen. Selbst, wenn Sie wissen, woraus es besteht, bedenken Sie, dass es keine unbehandelten Wirkstoffe gibt. Selbst pflanzliche Stoffe aus unkontrollierten Quellen können Gifte enthalten. Was Wirkungen im Körper erzielt, hat auch meist Nebenwirkungen. Über die sollten Sie aufgeklärt werden. Wenn Ihnen eine sensationelle Therapie gegen Schuppenflechte angepriesen wird, informieren Sie sich darüber auch aus anderen, kritischen Quellen. Zum Beispiel auf www.Psoriasis-Netz.de oder in der Fachzeitschrift „PSO aktuell“. Sie können aber auch bei uns anrufen!

Vorsicht, wenn Patient zum Händler werden soll

Einige Vertreter bieten mehr an, als nur ein Mittel, das bei Schuppenflechte helfen soll: Wer bereit ist, für das Produkt weitere Käufer zu finden und es selbst zu vertreiben, kann zusätzlich Geld damit verdienen. Genau das sind die Praktiken, vor denen jede Verbraucherzentrale warnt. In einem Schneeballsystem sollen möglichst viele Menschen in den Vertrieb einbezogen werden, um überteuerte Produkte zu verkaufen und das finan­zielle Risiko auf die Wiederverkäufer abzuwälzen. Wenn außerdem für Informationsveranstaltungen Eintrittsgeld genommen wird, sollten auch bei Ihnen alle Warnsignale auf Rot stehen!

Es gibt viel berechtigte Kritik an der sogenannten Schulmedizin. Es gibt „alternative“ Heil­methoden, die zu Unrecht schlecht gemacht oder nicht Ernst genommen wurden. Aber seien Sie misstrauisch, wenn Ihnen jemand etwas verkaufen will! Oder glauben Sie sonst auch alles, was in der Werbung behauptet wird?

Unser Fazit:

Es gibt Menschen, deren Schuppenflechte spontan verschwindet. Es gibt Mittel, die bei einigen, wenigen Psoriatikern dazu führen, dass sie völlig erscheinungsfrei oder sogar geheilt sind. Aber das sind und bleiben Einzelfälle. Für uns normale ,,Schuppies“ gibt es kein Wundermittel. Wir sollten uns darauf einstellen.

10 typische Merkmale, an denen Sie Quacksalberei erkennen können, finden Sie beim arzneitelegramm.